dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

21. September 1946.

Lieber Herr Kollege Hesse!

Zunächst spreche ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank aus für die freudige Ueberraschung, die Sie mir durch Zusendung des Päckchens bereitet haben. Dass ich erst heute schreibe, ist die Folge des Umstandes, dass ich inzwischen einen kurzen Urlaub auf dem Lande verbracht habe. Aus dem gleichen Grund ist bisher auch die Beantwortung Ihres Briefes vom 24. Juli ds. Js. unterblieben. Die Umstände, die Sie für Ihre Wiederzulassung ins Feld führen, sind, wie ich gern anerkenne, ausserordentlich stark. Aber es könnte darüber doch erst Entschliessung gefasst werden, wenn Sie hier in Leipzig oder wenigstens im Bundesland Sachsen anwesend wären. Zu Ihrer Rückkehr rate ich Ihnen aber nicht.
Ihre Mitteilungen über das Verfahren, nach dem sich in Bayern die Entnazifizierung richtet, hat mich sehr interessiert. Hier gelten aber ganz andere Vorschriften, insbesondere gibt es ja gar keine Spruchkammer, die über derartige Anträge zu entscheiden hat.
Was den Vulkan anlangt, so ist allerdings ein Treuhänder eingesetzt worden. Der Vulkan stand nicht auf der Liste A, das ist die Liste der Betriebe, die auf Grund des Volksentscheids zu enteignen waren, ist aber auf die Liste C gesetzt worden. Auf dieser Liste sind solche Betriebe verzeichnet, über die die russische Besatzungsbehörde selbst verfügen will. Wegen der Freistellung von dieser Liste wird noch verhandelt.

Mit freundlichen Grüssen

Ihr (Drucker)