dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Berlin, den 7.8.46

Lieber Herr Justizrat!

Als ich zu Pfingsten in Leipzig war erfuhr ich auf Ihrem Büro, dass Sie erkrankt seien.
Leider wurde mir von Renate und auch von Ihrer Schwiegertochter, die ich an einem anderem Tage auf der Straße traf, gesagt, daß man Sie nicht besuchen könnte, was ich sehr bedauere. Ich hätte Sie gern über verschiedene Sachen gesprochen gehabt. Hoffentlich sind Sie wieder ganz gesund und geht es Ihnen den Verhältnissen entsprechend gut. Sie haben nun in der Zwischenzeit von Ihren beiden Brüdern Nachricht erhalten. Besteht keine Möglichkeit irgendwo anders hinzugehen? Wenn nicht für Sie, so für die Töchter? Ich habe leider von allen meinen Bekannten, an die ich schrieb, keine Nachricht erhalten, ob sie alle nichts mehr wissen wollen. Da drüben scheinen sich die Verhältnisse in mancher Beziehung geändert zu haben, oft nicht zum Guten, dort weht jetzt auch eine andere Luft, sicher zum Ungunsten des Landes. Es ist immer so, wem es zu wohl wird, der wird leichtsinnig und begeht Fehler. Ich werde wohl niemals wieder nach dort kommen, weil es finanziell mir garnicht mehr möglich ist, dies durchzuführen. Ja, man kommt ja immer weiter, wenn man wenigstens nicht verbraucht wäre, und die Sachen von früher alle noch hätte, dann ginge es einigermaßen. Es lohnt sich eben garnicht mehr zu leben. Schlau waren die, die von hier weg sind. Dittenberger ist Oberamtsrichter von Kitzingen am Main und Michel Meißner, sein Schwiegersohn ist Landrat vom Kreis Würzburg und Oberbürgermeister von Würzburg, die sitzen alle gut. Krämer ist Amtsnotar in Berchtesgaden und Treuhänder von Nazivermögen.
In welchen Beziehungen standen sie zu Rechtsanwalt Steinmarder? Dürfte ich unter Bezugnahme auf Sie einmal an ihn schreiben, ob ich nicht durch seine Beziehungen dort eine Anstellung bekommen könnte. Wenn man nämlich von dort den Nachweis erbringen kann, daß man eine Anstellung hat, daß man niemand zur Last fällt, dann soll es möglich sein hinzukommen. Er muß doch zu großen Betrieben, Hotels und dergl. Beziehungen haben. Haben Sie jetzt mit ihm schon korrespondiert? Vielleicht könnte er mir auch sonst behilflich sein, wenn ich es nötig hätte und noch etwas zu machen wäre, wenn ich später mit ihm reden könnte, denn im Augenblick ist alles so unklar und man weiß nicht recht, wie es geregelt wird. Würden Sie mir bitte bald einmal schreiben. Es ist schlimm, daß man durch die jetzigen Verhältnisse so auseinandergekommen ist. Wie geht es Ihrer Familie? Zudem ich Ihnen alles Gute wünsche, grüßt Sie herzlich Ihre Hildegard Rothe

Frau Flächsner wollte gern einen Fuchs, oder ein paar Felle, Marder …. etwas haben, die man .. einer Krawatte oder Kollier verarbeiten kann. Gibt es dort etwas zu kaufen? Haben Sie solche Klienten?