dr. jur. Hubert Lang

Zwischen allen Stühlen Juristen jüdischer Herkunft in Leipzig (1848-1953)

Mit diesen Ergänzungen und Korrekturen zu den 2014 veröffentlichten Biogrammen sollen Nutzern des Buches neueste Erkenntnisse zu den dargestellten Juristen jüdischer Herkunft zur Verfügung gestellt werden. Die Texte beziehen sich auf die Numerierungen in den Biogrammen im Buch.

Kurt Loewenheim war der Sohn des Steindruckereibesitzers Wilhelm Loewenheim (1844-1929) und dessen Ehefrau Hedwig geborene Hirschfeld (1850-1911). Die Eltern kamen aus Königsberg nach Leipzig, wo der Vater 1875 gemeinsam mit Carl Hermann Eschebach die Firma F. M. Straßberger, die spätere Firma Eschebach & Schaefer, Officin für Kunst- und Luxusdruck, übernahm. Die Eltern konvertierten beide 1898 zur evangelisch-reformierten Kirche in Leipzig. Loewenheim hatte einen Bruder Paul (1876-1917), der die Firma des Vaters 1906 als Alleininhaber übernahm, nachdem er 1903 schon Teilhaber geworden war. Seine Schwester Gertrud (1878-1940) blieb unverheiratet.

Die jüngste Schwester Else Loewenheim (12.01.1879 Leipzig – 10.07.1948 München) war eine der ersten Augenärztinnen. Sie war seit 1905 verheiratet mit dem Internisten Prof. Dr. Hans Steinert (10.04.1875 Dresden – 03.11.1911 Leipzig). Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter (Hedwig * 1906, Elisabeth *1908) und ein Sohn (Hans-Heinrich * 1910) hervor.  Alle Kinder von Wilhelm und Hedwig Loewenheim konvertierten und heirateten später Christen.

Loewenheim heiratete 1902 in Halle/Saale Franziska geborene Hachtmann (1878-1945). Aus dieser Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Der Sohn Hans Loewenheim (1904-1968) war ebenfalls Jurist und wurde 1958 zum Bundesrichter am BGH ernannt. Der namhafte Urheberrechtler Prof. Dr. Ulrich Loewenheim (* 1934) ist der Enkel Loewenheims.

Loewenheim besuchte das Königliche Gymnasium in Leipzig, wo er 1883 sein Abitur ablegte. Nach dem Jurastudium begann er seine Laufbahn im preußischen Justizdienst im Februar 1906 als Amtsrichter in Bad Lauchstädt. Von dort wechselte er 1910 als Landrichter nach Naumburg.

Löwenheim war Kriegsteilnehmer seit Beginn des Ersten Weltkrieges. Er nahm an der Schlacht bei Verdun teil und wurde mit dem EK I und II ausgezeichnet. Im August 1917 geriet er in französische Gefangenschaft, aus welcher er erst im Januar 1920 entlassen wurde.

Im Mai dieses Jahres wurde er zum Landgerichtsdirektor in Halberstadt ernannt. Im Oktober 1928 erfolgte seine Beförderung zum Landgerichtspräsidenten in Insterburg (Berliner Börsen-Zeitung vom 13.10.1928, S. 16). Von dort wechselte er im Juni 1931 in gleicher Position nach Königsberg.

Loewenheim wurde im April 1933 zwangsweise beurlaubt (Hakenkreuzbanner vom 31.03.1933, S. 2), obwohl er sowohl als Altbeamter, als auch als aktiver Kriegsteilnehmer unter die Ausnahmeregelungen des BBG fiel. Deshalb musste seine zwangsweise Beurlaubung wieder aufgehoben werden und es erfolgte seine Versetzung als OLGR an das OLG Stettin zum Oktober 1933. Dieses Amt trat er jedoch durch seinen Tod nicht mehr an.

Loewenheim war nach seiner Beurlaubung aus Königsberg in seine Geburtsstadt Leipzig zurückgekehrt, wo er im Alter von 59 Jahren unter ungeklärten Umständen starb. Er fand seine letzte Ruhestätte im Familiengrab auf dem Leipziger Südfriedhof.

Dissertation:
Der Vorsatz des Anstifters nach geltendem Rechte, Strafrechtliche Abhandlungen, Heft 9, Breslau 1897

Quellen und bibliographische Nachweise zur Person:
Archiv der evangelisch-reformierten Kirche zu Leipzig; Hans Bergemann/Simone Ladwig-Winters, Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft in Preußen im Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Köln 2004, S. 247.