dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Leipzig, den 13.05.1946

Sehr verehrter Herr Justizrat!

Sicherlich werden Sie sich mit mir über den schönen Erfolg, den meine Wiederzulassung darstellt, gefreut haben. Dieser Erfolg ist zweifellos nicht zuletzt auf das Einsetzen Ihrer Persönlichkeit zurückzuführen. Dafür darf ich Ihnen, sehr verehrter Herr Justizrat, ganz besonders danken. Ich bin glücklich, daß die lange Zeit des zermürbenden Wartens endlich vorüber ist. Eigentlich halte ich es noch nicht für möglich, daß ich etwa 18 Jahre nach dem Beginn meines Studiums nun endlich als selbständiger Rechtsanwalt tätig sein kann. Diese lange Zeit war eine weite, dornenreiche Strecke meines Lebens und ich bin glücklich, daß ich gerade durch Sie, sehr verehrter Herr Justizrat, das Ziel meines Strebens doch noch erreicht habe, wenn auch die Klippen, gerade in den letzten 5 Jahren des Krieges, oft fast unüberwindlich schienen.
Fräulein Renate muß mir täglich Bericht über Ihren Gesundheitszustand erstatten. Ich freute mich, heute zu hören, daß es Ihnen offenbar wieder besser geht. Auch im Namen meiner Frau darf ich Ihnen eine recht baldige, völlige Genesung wünschen.
Mit den herzlichsten Wünschen für Ihre Gesundheit verbleibe ich als Ihr ganz ergebener und getreuer

Herbert Franz

Anmerkung:
Herbert Franz studierte seit 1918 Jura in Leipzig. Der Beginn seines Studiums lag also 28 (nicht 18) Jahre zurück. Evtl. ein Übertragungsfehler.