dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Leipzig, den 13. Oktober 1940

Sehr verehrte gnädige Frau! Es ist sehr lieb von Ihnen und Ihrem Gatten, dass Sie meines Geburtstages gedachten, und mit der schönen Spruchschrift haben Sie mich ganz besonders erfreut. Ich habe sie bereits an einem Pfeiler meines Schlafzimmers aufgehängt, weil dieser Raum mir beschauliche Ruhe gibt. Nehmen Sie meinen herzlichen Dank! Die Aufrichtigkeit gebietet mir freilich, Sie darüber aufzuklären, dass Sie sich im Datum irrten;  ich bin schon am 6. Oktober geboren, also noch älter als Sie glauben. Aber das macht keinen Unterschied. „Wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“
Ich sehe aus Ihren Zeilen mit Bedauern, dass Ihre Frau Mutter krank gewesen ist, und hoffe, dass sie ihre Gesundheit voll wieder erlangt hat. Die Belastung mit zwei Haushalten ist doch zuviel für Sie. Trotzdem rechne ich unbescheiden darauf, dass Sie ihre freundliche Absicht, mich mit einen Besuche zu beehren, demnächst doch verwirklichen können. Ich glaube, an Stoff für freundschaftliche Gespräche mangelt es nicht. Die Verhältnisse sorgen dafür. Auch ich habe allerlei erlebt: beide Söhne sind draußen, der eine in Frankreich, der andere in Polen. Und dergleichen mehr! – Bitte empfehlen Sie mich Ihrem Gatten bestens und seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem ….? Dr. M. Drucker