dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Upsala, 11.12.46

Lieber Martin,

Ich habe Dir noch zu danken für Deine Geburtstagswünsche, und besonders dafür, dass Du sie, kaum dem Bett entsprungen, gleich abgesandt und in einen langen Brief verpackt hast.
Dass Du selbst verhindert wärest zu schreiben, dachte ich gleich als ich den Brief von Ina erhielt, sogar einen oder zwei Tage zu früh. Hoffentlich bist Du nun wieder ganz in Ordnung. Wie steht es denn bei Euch mit der Heizung? Ist das etwas besser geworden? Bisher habt  Ihr ja wohl, wie wir, ziemlich mildes Wetter gehabt, aber das wird sich bald ändern.
Alles was Dich interessieren könnte, besonders über den Geburtstag habe ich neulich Ina berichtet, so dass ich heute nur wiederholen könnte. Dass Dir der – nicht völlig gelungene – Abzug von Gertruds Porträt Freude gemacht hat, entspricht der Absicht, die uns zu der Absendung veranlasste. Mit Freude haben wir auch gehört, dass Vaters Bild der Zerstörung entgangen ist. Gertrud hatte es s. Zt. mit grossen Eifer gemalt, um Mutter eine Freude zu machen und ich hatte ihr bezüglich der Farben Auskunft zu geben versucht, da sie ja als Vorlage nur die Photographie hatte. Diese besitze ich übrigens noch, und werde sie, wenn die Zeit gekommen sein wird, mit allem was sonst noch an Familienerinnerungen erhalten ist, Deinen Enkeln zukommen lassen, die dann hoffentlich schon so weit erwachsen sein werden, dass sie Interesse daran nehmen.
Betty habe ich inzwischen auch geschrieben. Ob sie ihr Paket noch diesen Monat erhalten wird, ist mir zweifelhaft; der Andrang ist sehr gross. Ist Eures angekommen? Bitte teilt dann mit, ob alles in Ordnung war; was es enthalten sollte, hatte ich s. Z. mitgeteilt. – Betr. Frau Ruth Henss habe ich meine Meinung bereits Ina mitgeteilt. Übrigens hat sie Isa recht wohl gekannt; ich glaube sogar, von der Schule her. Das weiss ich jedenfalls, dass Isa sie gar nicht leiden mochte.
Die von Dir erwähnte Flasche Bordeaux ist hoffentlich zustande gekommen und hat Dir gut getan. Wir müssen noch auf dergleichen verzichten; wenn Spritbolaget überhaupt echten französischen Wein hat, kostet er z. Z. 20 kr. die Flasche. So begnügten wir uns mit einer Flasche echten Cinzano-Vermuths, der schon für 9-10 kr. abgegeben wird. – in Leipzig kostete er 1 Mk.
Nun noch eine Mitteilung. Herr Dr. L. Brann, ein guter Bekannter von mir, Chemiker und Patentanwalt, früher in Berlin, jetzt hier, möchte Dich um eine juristische Auskunft bitten und wird sich diect an Dich wenden. Näheres weiss ich nicht und will ihn nur hiermit vorstellen. Wenn Du, wie ich vermute, ihm behilflich sein kannst, wäre ich Dir dankbar, und er würde dem auch Ausdruck geben.
Der Brief wird Euch wohl in den Weihnachtstagen erreichen, für die wir Euch allen das Beste wünschen.
Mit herzlichen Grüssen von Gertrud
Dein Carl