dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

13-14 Stanley Crescent
London W 11
24. September 1946

Lieber Martin,
sei nicht böse, dass ich Dich auf die Antwort zu Deinen Briefen vom 29/7 und 19/8 lange warten liess. Man hat an so viele Dinge zu denken und so viel zu erledigen, dass die Zeit zu fliegen scheint.
Zunächst hoffe ich, dass diese Zeilen Dich und die Deinen in bester Gesundheit erreichen. Ich hatte inzwischen zwei schöne Briefe von unserer guten Betty. Den einen habe ich an unser aller treue Freundin Evi Dobson, geb. Peech nach Jersey geschickt, die daraufhin mir voll höchsten Lobes über unsere Schwester schrieb. Evi, nebenbei, besteht darauf, laufend über unsere Familie unterrichtet zu werden.
Adresse: Mrs. Walter Dobson, Le Croc, Samarés, Jersey, Channel Islands

Ich lasse mir eifrig durch den Kopf gehen, was ich wegen der Bank tun soll. Die Anregung kam übrigens nicht von Hagemann, sondern laufend aus Kunden- und Freundeskreisen, aber, und das ist das Wichtigste von meinem Kollegen Geh. Rat (Simon) Reimer Bremen, im Auftrag des Aufsichtsrates. Ich habe gerade heute wieder an Reimer geschrieben. Ich habe natürlich zu überlegen, wie ich in der Zwischenzeit meine hiesige Firma laufen lasse. Partnerin ist fips(?) – ich erscheine nur als Manager. Ich habe einen guten Manager unter mir, der die Weiterführung unternehmen müsste.
Im Augenblick nimmt gerade der Architekt Abmessungen für den Wiederaufbau vor. Die Lizenz halten wir, was viele für unmöglich hielten.
Ich danke Dir für Deine Bemühungen hinsichtlich der Versicherungen. Der von der Alten Leipziger genannte Betrag ist mir aber unverständlich, er muss um etwa RM 10.000,– höher sein, als die Versicherung angibt. Sollte die Allianz zahlen und irgendeine Transferierung nach hier unmöglich sein, so zahle bitte den Betrag auf mein Konto bei der Nordkredit ein.
Übrigens, ist Dir bekannt, ob von unserem Silber etwas gerettet ist? Es ist wohl nicht mit den Möbeln eingestellt worden.
Von meinem alten Freunde Wolf aus Meerane hatte ich einen langen Brief. Vor etwa zwei Monaten hat er seine Frau, die uns eng befreundet war, durch einen Unglücksfall verloren.
Vergieb mir, dass ich Dich mit meinen Angelegenheiten belästige.
Carl freut sich sehr, dass Ihr sein Paket erhalten habt. Leider können wir von hier noch nichts tun.
Herzliche Grüße von uns an Dich und die Familie
Dein Bruder Conrad