dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

21. September 1946.

Lieber Herr Kollege Langerhans!

Ihre im Briefe vom 25. August ds. Js. ausgesprochene Absicht, sich dort eine Existenz zu gründen, entspricht auch nach meiner Ansicht der Sachlage. Ich möchte Ihnen gern bei der von Ihnen angestrebten Entnazifizierung behilflich sein, weiss aber wirklich nicht recht, mit welchen Worten das geschehen könnte. Hier in Sachsen wird der Nachweis einer erheblichen antimilitaristischen oder antifaschistischen Tätigkeit verlangt. Das Sie eine solche Tätigkeit entwickelt haben, kann ich, wie Sie mir zugeben werden, nicht bestätigen, weil ich doch seit einer Reihe von Jahren über Ihre Tätigkeit nicht unterrichtet gewesen bin und infolge Ihrer Abwesenheit auch gar nicht unterrichtet werden konnte. Der blosse Ausdruck der Erwartung, dass Sie in Zukunft sich politisch einwandfrei verhalten würden, ist doch offenbar wertlos. Wenn Sie trotz dieser Bedenken auf eine Aeusserung meinerseits glauben Wert legen zu sollen, so bitte ich Sie, mich wissen zu lassen, was etwa gesagt werden soll. Ich werde dann selbstverständlich gern prüfen, was ich verantworten kann.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr (Drucker)