dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

8. Juli 1946.

Sehr geehrter Herr Hofrat!

Wahrscheinlich haben Sie sich seiner Zeit sehr gewundert, als ich trotz meiner Zusage nicht zur Eröffnung des von Ihnen neu geschaffenen Betriebes erschien. Daran hinderte mich aber Krankheit. Ich habe eine schwere Lungen- und Rippenfellentzündung durchgemacht, bin noch jetzt Rekonvaleszent und beginne erst soeben wieder am Leben ausserhalb des Krankenzimmers teilzunehmen. Deshalb kann ich auch erst jetzt Ihr Schreiben vom 22. April beantworten, das die bei Frau Professor Spalteholz durcheinander gekommenen Bücher betrifft. Es ist natürlich möglich, dass Xenophon, Plato und Müllners Schuld aus dem Besitz meiner Familie stammen, denn wir hatten ja in der Wohnung auch nach Wegsendung von zehn Bücherkisten immer noch vielleicht zweitausend Bände. Aber vermisst worden ist keines der von Ihnen genannten Bücher, und ich muss deshalb Bedenken tragen, sie entgegenzunehmen. Springers Kunstgeschichte befindet sich nicht bei uns.
In der Hoffnung, dass diese Zeilen Sie und Ihre Frau Gemahlin bei bestem Wohlsein und unter befriedigenden Verhältnissen antreffen, verbleibe ich mit besten Grüssen von Haus zu Haus

Ihr ergebener (Drucker)