Leipzig, den 8. Okt. 45.

Sehr geehrter Herr Justizrat,

als Schwiegersohn von Frau (Dora) Hansen, die wir leider auch nicht wiedersehen werden, habe ich heute die Bitte an Sie, Antinazifreunden zu helfen, trotzdem Sie sich beruflich zurückgezogen haben.
Herr Dr. Petersen, Direktor der Berlitz-school Leipzig verdient unsere Hilfe und ich hoffe, dass Ihnen eine beratende Unterstützung möglich ist. Alles Nähere wird Ihnen mündlich übermittelt werden durch Herrn Dr. (Lorenz) Petersen oder die Töchter Lore und Maja.
Im übrigen danke ich Ihnen nochmals für die Hilfestellung, die mir Herr Pfarrer (Theodor) Gunkel während unserer abenteuerlichen Fluchtzeit in Ihrem Namen anbot. Wir haben es gut geschafft. Leider steht nun fest, dass auch der Vater meiner Frau, Herr Dr. (Ernst) Kaufmann, Hamburg, den Sie ja auch kennen, ermordet wurde.
Grüssen Sie bitte Ihr Fräulein Tochter herzlichst.
Für Ihre evtl. Bemühungen im voraus meinen besten Dank, ich wäre mit meiner Bitte jetzt nicht zu Ihnen gekommen, wenn es sich bei der Familie Petersen nicht um besonders anständige Menschen handelte.

Mit den besten Grüssen, auch von meiner Frau
Ihr ergebener
Hans Gruhn, Karl-Tauchnitzstr. 23