Anlagen
- 1. Briefwechsel mit der Familie
- 2. Briefwechsel mit Verwandten
- 3. Briefwechsel mit Juristen
- 4. Briefwechsel mit Freunden und Mandanten
- 5. Ehrengerichtliches Verfahren/Versetzung in den Ruhestand
- 6. Gertrud Landsberg, Briefwechsel
- 7. Gertrud Landsberg, Fotos
- 8. Nachlass Martin Drucker, Manuskripte
- 9. Sonstiges
- Personenregister - Nachlass Martin Drucker
12. Dezember 1946
An die Akademische Verlagsanstalt
zu Händen des Herrn (Felix) Portig
(10 b) Leipzig C 1
Sternwartenstraße 8-10
Sehr geehrter Herr Portig!
Da mein Gesundheitszustand mir leider noch nicht erlaubt, Sie persönlich aufzusuchen, so gestatte ich mir, schriftlich eine Angelegenheit zur Sprache zu bringen, die ich vor meiner Erkrankung mehrmals mit Herr Dr. (Willy) Erler besprochen hatte.
Der Vater meiner Schwiegertochter, Herr Bernhard Quinte, ist gelernter Buchhändler und hat als solcher bei verschiedenen Firmen gearbeitet.Nach dem Weltkriege hat es sich dann ergeben, dass er in den allgemeinen kaufmännischen Beruf überging. Er war viele Jahre bisher beim Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat tätig. Im Kriege wurde er mit Rücksicht auf diese kaufmännische Vorbildung in die Heeresverwaltung eingestellt und hatte, ich möchte sagen, das Pech, bis zum Oberzahlmeister befördert zu werden. Dieser doch wahrlich nicht allzu hohe Offiziersrang ist nun die Ursache dafür geworden, dass er bei der Sozialisierung des Braunkohlesyndikats gekündigt wurde, weil Offiziere offenbar den ordnungsmässigen Ablauf in der Kohlenversorgung gefährden. Herr Quinte scheidet am 31. Dezember aus seiner Stellung aus. Ich selbst habe ihm empfohlen doch die Rückkehr in den erlernten Beruf des Buchhändlers zu versuchen, und er hat diese Anregung mit Freuden aufgegriffen. Herr Dr. Erler war nun der Meinung, dass, sobald die Akademische Verlagsanstalt die Lizenz erhielte, sicher die Möglichkeit bestehen würde, Herrn Quinte eine angemessene Beschäftigung zu gewähren. Dass er sich in die Verlagsgeschäfte erst wieder einarbeiten müsste, versteht sich von selbst.
Nachdem nun die Zeit fortgeschritten ist, würde ich Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie die Angelegenheit einmal prüfen, vielleicht auch mit Herrn Geest und Dr. Erler besprechen würden. Herr Bernhard Quinte (N22, Otto-Adam-Straße 17) würde sich auf Aufforderung gern bei Ihnen vorstellen. Einen von ihm verfassten Lebenslauf lege ich bei.
Ich bitte, die Ihnen verursachte Mühe zu entschuldigen, und bleibe mit freundlichen Grüssen
Ihr ergebener (Drucker)