Leipzig, 24. Juni 1946

Sehr verehrter lieber Herr Justizrat!

Vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen und Ihre guten Wünsche zu meinem Geburtstage. Ihr gütiges Gedenken hat mich sehr erfreut, und meine Freude war umso größer, als ich durch Ihr eigenhändiges Schreiben, zu der mich beglückenden Gewißheit gelangte, daß Ihr Gesundheitszustand eine erhebliche Besserung erfahren hat.
Von Herzen wünsche ich Ihnen nun, zugleich namens der Meinen, weitere gute Fortschritte zu Ihrer baldigen, völligen Wiederherstellung.
Mit Ihnen übereinstimme ich, die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht völlig preisgeben zu wollen, wenn es manchmal auch schwer fällt, daran glauben zu können, namentlich dann, wenn man ständig wieder sieht, wieviel Unvernunft herrscht. Man hat den Kopf deshalb oft recht voll, aber man muß ihn doch oben behalten.
In der Lipsia-Sache sprach ich den Vorsitzenden der „Zentralen Verwaltung“ in Berlin letzte Woche persönlich. Der Erfolg bleibt abzuwarten.

Besten Dank auch Ihren Damen für ihre frdl. Wünsche und recht herzliche Grüsse von Haus zu Haus stets Ihr

Grimm