Borna, 17.5.46,

Lieber, guter Martin!

Schon wieder ist der Zweck meines Briefes, Dir zu danken u. zwar heute dafür, dass Du meine Bitte wegen des Geldes für Teddy so schnell u. bereitwillig erfüllt hast. Es ist für ihn u. uns Alle eine grosse Beruhigung u. Erleichterung, denn wenn auch wenig zu haben ist zur Vervollständigung des nötigen Hausrates, so gibt es doch immer außergewöhnliche Ausgaben. Ich gebe mich ja der Hoffnung hin, dass nun endlich bald einmal irgend etwas von der Oberjustizkasse gezahlt wird, denn seit Februar 1945 habe ich bis jetzt 150 Mk. erhalten, das soll jetzt wohl geordnet werden. Vielen Dank auch noch für die Übersendung des langentbehrten Klemmers, ich war völlig überrascht, Herrn Dr. Prehl hier zu sehen; wann wird er denn endgiltig hier auftauchen? Dass Ina nun eine Tätigkeit hat, freut mich sehr, vor allen Dingen auch, dass sie nicht über Land fahren muss; hoffentlich ist sie recht befriedigt. Wie läuft denn jetzt Euer Haushalt unter Hildes Führung in Ursels Abwesenheit? Mit meinen Gedanken bin ich oft bei Euch, ich war doch in der langen Zeit so mit allem verwachsen u. denke  noch oft an unser schönes Beisammensein. Wann werde ich wieder etwas von den Memoiren hören? Sind sie weitergediehen? Du hofftest doch, im Mai Dir etwas Erleichterung verschaffen zu können, wie ist es denn mit der Zulassung von Dr. Franz geworden? Du siehst, mein guter Martin, dass ich immer mit Euch fortlebe u. ich würde mich sehr freuen, bald einmal wieder Ausführliches zu hören. Eben fällt mir ein, dass Du mir einen Füllfederhalter reserviert hattest, ich wäre sehr dankbar, wenn ich ihn persönlich durch eins von Euch erhalten könnte, wie wär es mit Dir? Den Betrag dafür u. den für den Klemmer begleiche ich dann. Wegen meiner hiesigen ärztlichen Behandlung schreibe ich noch an meine medizinische Betreuerin Ine. Euch Allen aber übermittle ich viele sehr herzliche Grüsse, auch von Boses u. bin wie immer Deine alte dankbare Schwester Betty.

Was machen die geliebten Bübchen? Betty komm mal !