dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Redaktion des Leipziger Tageblattes
Leipzig, am 22. November 1915

Herrn
Rechtsanwalt Dr. M. Drucker
Leipzig
Schwägrichenstraße 5

Sehr geehrter Herr Doktor!

Wie Ihnen ja inzwischen bekannt geworden ist, hat Ihre Zuschrift an unsere Redaktion, der wir Raum gegeben haben, bei den Miltärbehörden grossen Anstoss erregt. Es ist, wie ich offen Ihnen gegenüber bemerken möchte, lediglich der grossen Liebenswürdigkeit des stellvertretenden kommandierenden Generals zu verdanken, dass eine gerichtliche Verfolgung jener Notiz nicht eingeleitet worden ist. Wir haben in unserer Abendausgabe vom Sonnabend (Ausgabe vom 20.11.1915, S. 4) eine Berichtigung und gleichzeitig eine Aufklärung zu Ihrer Zuschrift veröffentlicht. Ich selbst habe mich bei Exzellenz (Georg) von Schweinitz wegen jener Notiz entschuldigt. Bei dieser Gelegenheit wurde mir mitgeteilt, dass man auch gegen Sie nicht weiter vorgegehen werde, doch erwarte man „von Ihrem Takt und Anstandgefühl“, dass auch Sie sich bei den Kommandeuren des Leipziger Bezirkskommandos, General (Karl) von Leimbach und Oberst z. D. (Hans) Heinicke, entschuldigen.
Ich glaube, Ihnen einen Gefallen zu tun, wenn ich Sie auf diesen Wunsch des stellvertretenden kommandierenden Generals aufmerksam mache.

Hochachtungsvoll
Arnold Jünke