Anlagen
- 1. Briefwechsel mit der Familie
- 2. Briefwechsel mit Verwandten
- 3. Briefwechsel mit Juristen
- 4. Briefwechsel mit Freunden und Mandanten
- 5. Ehrengerichtliches Verfahren/Versetzung in den Ruhestand
- 6. Gertrud Landsberg, Briefwechsel
- 7. Gertrud Landsberg, Fotos
- 8. Nachlass Martin Drucker, Manuskripte
- 9. Sonstiges
- Personenregister - Nachlass Martin Drucker
Dr. Wilhelm Kraemer
Rechtsanwalt beim Reichsgericht
Notar
Berchtesgaden, 1. Sept. 1946
Haus Maria Elisabeth
Herrn
Justizrat Dr. Martin Drucker
Leipzig, S. 3
Brandvorwerkstr. 80 II.
Lieber Herr Kollege Drucker!
Zunächst herzlichen Dank für ihre Zeilen vom 8. VII. mit der beruhigenden Nachricht, dass Sie die Eigenschaft als Patient wieder abgelegt haben. Hoffentlich wird ihre Gesundheit nicht von neuem durch die zeitlich bedingten Schwierigkeiten beeinträchtigt werden.
Heute wende ich mich mit einer Frage an Sie, die die Ruhegehaltskasse in Halle betrifft, von der ich natürlich seit Jahr und Tag nichts mehr gehört habe. Ich habe bei der Kasse eine Witwenrente für meine Frau versichert. Die Beitragspflicht endete am 1. Jan. 1939, seitdem zahlte die Kasse an mich die jährlichen Gewinnanteile aus, was aber natürlich Seiten 1945 unterblieb.
Meiner Erinnerung nach hatte die Kasse vor einigen Jahren die Verlegung ihres Sitzes nach Berlin zwar beschlossen, aber nicht durchgeführt, so dass sie wohl als in der russischen Zone ansässig angesehen werden muss. In dieser sind meines Wissens andere Bestimmungen der Besatzungsbehörde für Versicherungsanstalten maßgebend, als in unserer Zone, in der die Versicherungsanstalten in der Lage zu sein erklären, für nach dem Kriegsende eingetretene Versicherungsfälle die vollen Leistungen zu bewirken. Wenn Sie mir über diese Dinge Auskunft erteilen oder auch nur mitteilen könnten, wo ich mich mit Erfolg erkundigen kann, wäre ich Ihnen herzlich dankbar. Da ich mein gesamtes bewegliches Vermögen in Leipzig angelegt habe und von dort hierher natürlich keinerlei Bezüge habe, bin ich ganz auf meinen hiesigen Erwerb angewiesen, der zu Rücklagen für die Familie natürlich keinerlei Möglichkeit bietet. Darum habe ich ein lebhaftes Interesse daran, ob auf irgendwelche Leistungen noch gerechnet werden kann.
Sehr gespannt bin ich darauf, ob es Herrn Goldstein gelingt, die juristische Wochenschrift wieder ins Leben zu rufen. Die beiden mir bisher zu Gesicht gekommenen in Heidelberg und Freiburg erscheinenden juristischen Zeitschriften können sie natürlich nicht ersetzen. Hoffentlich wird sie nicht der kürzlich angedrohten Repressalie gegen in der russischen Zone erscheinende Presseerzeugnisse verfallen und damit uns unzugänglich werden.
Meine Frau dank bestens für Ihr freundliches Gedenken.
Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen in alter Verbundenheit
Ihr Kraemer.
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