dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Leipzig, den 16. Dez. 1944.

An
den Herrn Präsidenten der Rechtsanwaltskammer
Dresden

K 218

Bei Überreichung der Nachweisung zur Festsetzung des Zuschlags zum Grundbeitrag für das Geschäftsjahr 1943/44 gestatte ich mir folgendes zu bemerken:

1.)  Infolge Vernichtung sowohl meiner Akten wie der der zuständigen Finanzämter bin ich nicht in der Lage, die Roheinkünfte und die Werbekosten zu beziffern. Den von mir angegebenen Betrag der Reineinkünfte entnehme ich den erst kürzlich ergangenen Einkommensteuerbescheid 1942.

2.)  Am 3. Dezember 1953 43 ist das Bureau meiner damaligen Anwaltsgemeinschaft durch Feindeinwirkung total vernichtet worden. Infolgedessen bin ich bei der Berechnung des Zuschlags wie ein Wehrmachtsangehöriger der Beitragsgruppe b der Anordnung vom 21. März 1944 zu behandeln.

3.) Infolge Versetzung in den Ruhestand bin ich seit dem 1. April 1944 erwerbslos. Ich bestreite den Lebensunterhalt aus geringen Ersparnissen und aus nachträglichen Eingängen aus meiner früheren Berufstätigkeit. Dabei erleide ich erhebliche Ausfälle infolge der Vernichtung aller Akten und Kassenbücher. Schweren finanziellen Schaden hat mir der Untergang meiner juristischen Bibliothek im Schätzungswerte von RM 40.000 gebracht, die ich bei der Versetzung in den Ruhestand veräußert haben würde. Dieser Verlust wird vom Kriegsschädenamt nicht ersetzt, weil eine Wiederbeschaffungsmöglichkeit für eine solche große und auserlesene Bibliothek nicht besteht.

Unter diesen Umständen bitte ich um Erlassung des Beitrags und des Zuschlags.

Justizrat.

Anlage: Nachweisung zur Festsetzung des Zuschlags zum Grundbeitrag für das Geschäftsjahr 1943/44 (Scan, nicht transkripiert)