dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Schleswig, am 14.10.44

Sehr verehrter Herr Drucker!

Sie werden sich vielleicht noch an mich als einen von Peters und Heiners Salemer Freunden kennen, denn ich durfte ja im Frieden Peter einmal eine Woche in Ihrem Hause besuchen. Ich möchte Ihnen heute wegen Heiner schreiben, dessen Gesundheitszustand mir sehr ernste Sorgen macht. Ich habe ja nur ein ärztliches Urteil über Heiners Erkrankung gehört und ahne gar nicht, ob dieser schlimme Verlauf etwa so sein muss. Jedenfalls halte ich es fast für dringend nötig, das Heiner wieder in eine verständige, ärztliche Behandlung kommt. Durch Peter war Heiner doch in der Nähe von Leipzig in einem Klinikum gewesen und wenn noch etwas zu retten ist, so scheint mir dies fast nur dort möglich. Wenn dies auch Ihren Ansichten entspricht, möchte ich Sie um die Anschrift dieses Sanatoriums und möglichst um den Namen des Arztes bitten, der Heiner behandelt hat. Vielleicht würde dort bei der richtigen Pflege alles wieder besser werden. Ich weiß dass diese Übersiedlung nur gelingen kann, wenn sie bald durchgeführt wird und ich würde daher bei einer Aussicht für ein Gelingen und für Verbesserung von Heiners Lage alles an die Durchführung dieses Planes setzen.

Wenn Sie den Arzt persönlich kennen, – ich weiß nicht mehr ob das der Fall ist – und wenn Sie diesen Plan für ratsam und heilsam halten, würden Sie vielleicht bitte selbst um eine Wiederaufnahme Heiners bitten? Ob H. damit einverstanden ist, weiß ich noch nicht, aber er schien mir doch Vertrauen zu jenem Arzt zu haben und ihn in Begleitung von einem Freund dorthin zu bringen scheint mir doch noch möglich.

Sie werden wissen, sehr verehrter Herr Drucker, dass mich nur meine Sorge und Ratlosigkeit zu dieser Bitte um Auskunft an Sie führt und verbleibe in vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener Heinz Lindenmeyer