dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

München 23, 9.6.46

Lieber Onkel!

Heute endlich komme ich dazu, Dir für Deinen so freundlichen Geburtstagsbrief und Eure guten Wünsche vielmals und herzlich zu danken. Es war eine große Freude für mich, nach langer Pause dieses Lebenszeichen – ein Beweis Deines ungebrochenen Lebensmutes – von Dir zu erhalten. Verzeih mir bitte die saloppe Bleistiftschrift auf bloßer Postkarte; ich schreibe unterwegs? meiner Pfingstwanderung.
Noch immer bin ich in dem noch immer nicht lizensierten Verlag (C. H. Beck). Da wir allerhand schreiben dürfen, habe ich schon ganz ordentlich zu tun. Weitere Arbeit verursacht der Englisch-Kurs in der Städtischen Sprachschule und jetzt vor allem ein von mir geleiteter Kursus an der neu eröffneten Münchner Volkshochschule über „Aus dem Rechtsleben anderer Völker“. Ich trage da vor 11 jungen Leuten über schweizerisches, französisches, englisches und amerikanisches Recht vor. Die Vorbereitung macht mir viel Arbeit, aber ich lerne selbst am meisten dabei. – So hab ich endliche meine Gelegenheit, mich dozierend auszusprechen, gefunden. Dabei wird es wohl bleiben, unter das Joch einer Fakultät von 1946 werde ich mich sowieso nicht beugen können.
Zu Deinem Ehrentag (gemeint ist sicher Druckers Goldenes Doktordiplom am 28.03.1946) haben Dich 2 Prachtexemplare als Vertreter des Fakultät besucht – daß sie  ….? ist schon ein richtiger Skandal.
Ich werde Dir nächstens einmal …? über die Vergangenheit dieses Scheißkerls mitteilen.

Herzliche Grüße Euch allen

Dein Neffe Heinrich