Kitzingen am Main. 10.12.1945
Amtsgericht

Sehr geehrter Herr Kollege!

Erst nach Abgang meines kürzlichen Briefes von dem schweren Schicksalsschlage, der Sie durch den Tod Ihres Jüngsten betroffen hat. Meine Frau und ich sind auf das Tiefste erschüttert und bitten Sie, unserer aufrichtigsten und innigen Anteilnahme gewiss sein zu wollen.
Dass Ihnen nach all dem Unerfreulichen und Bitteren, dass Sie in den letzten Jahren erdulden haben müssen, auch noch dies unerhört schwere Opfer auferlegt worden ist, kann geradezu mit Schaudern erfüllen. Wir, die wir zu den wenigen Familien gehören, denen dieser schwere Krieg zwar Gut und Habe, aber doch kein Blut abgefordert hat, möchten uns fast schämen, vom Geschick so unverdient begünstigt zu sein.
Meine Frau hatte Ihren Peter besonders ins Herz geschlossen. Und ich erinnere mich mit Rührung daran, wie er im Büro des DAV erschien, um seine Bleistifte zu spitzen.
Meine Frau sendet Ihnen die herzlichsten Grüsse. Ich drücke Ihnen in alter freundschaftlicher und dankbarer Ergebenheit die Hand
als Ihr Dittenberger