Der Dekan der Juristenfakultät der Universität Leipzig
Leipzig, am 28. März 1946.

Sehr geehrter Herr Justizrat!

Der schöne alte Brauch, einem Leipziger Doktor nach 50 Jahren das Diplom zu erneuern, hat leider infolge der Druckschwierigkeiten seit einer Reihe von Jahren aufgegeben werden müssen. Den Tag aber, an dem Sie den Doktorhut „magna cum laude“ errungen haben, kann die Fakultät nicht vorüber gehen lassen, ohne Ihnen ihre herzlichsten Wünsche zu senden. Fünfzig Jahre Dienst am Recht, das hat immer viel bedeutet, aber wohl noch nie so viel wie in der hinter uns liegenden Epoche. Sie haben in dieser langen Zeitspanne nicht nur als praktischer Jurist, sondern auch durch eine lange Reihe von Abhandlungen und bedeutsamen Referaten die Rechtsentwicklung erfolgriech gefördert. Nun steht die große Aufgabe des Neuaufbaues unseres Rechts vor uns, an der Sie auf wichtigem Posten mitzuwirken berufen sind. Möge es Ihnen und uns allen gelingen, sie zum besten des deutschen Volkes und der ganzen Menschheit zu lösen und möchte es Ihnen beschieden sein, noich recht lange und frisch in unserem schönen Beruf tätig zu sein, in dem Sie einen so ehrenvollen Platz errungen und so das Ihre dazu beigetragen haben, das Ansehen der Leipziger Juristenfakultät  zu fördern.

Mit den herzlichsten Wünschen zu einer schönen Feier
Ihr sehr ergebener

(de Boor)