L., 4.10. 44

Geschrieben abends, müde im kalten, ungeheizten Zimmer, aber aus warmem Herzen!

Mein liebes, immer mir sehr liebes Justizrätlein! Früher pflegten die Vorabende zu einem Geburtstag schon ein wenig von seinem festlichen Schimmer um sich zu verbreiten und heute? Aber es ist wohl klüger, ja vielleicht sogar gesünder, weder Vergleiche anzustellen noch nachdenkliche Rückschau zu halten. Gedanken – Am besten ist es wohl, mit den Tatsachen zu rechnen und eine der Betrüblichsten ist die, dass ich heute mit leeren Händen als eine **** und als innigstes Zeichen meines Gedenkens zum 6. Oktober nur mein Herz voller Zuneigung und Dankbarkeit zu bieten habe aus dem meine treuesten Wünsche für ein einigermaßen tragbares neues Lebensjahr kommen. Meine Mutter bittet auch ihre besten Grüße und Wünsche annehmen zu wollen. In alter, aber nie  *** aufgebender Freundschaft und Zuneigung grüßt Sie Ihre

(Bachweide)