L., am 29.3.46

Herrn Emil Hagemann
Hitzacker a. E.
Bauernstr. 31

Sehr geehrter Herr Hagemann!

Ihre erst nach mehrwöchiger Postbeförderung eingetroffene Karte vom 17.2. ds. Jrs. hätte ich nur negativ beantworten können, wenn ich nicht jetzt in den letzten Tagen endlich von meinem Bruder Karl, der, wie Sie sich vielleicht erinnern, Proffessor in Upsala in Schweden ist, nach Jahrne vergeblichen Harrens einen Brief bekommen hätte, der mir nun auch endlich Nachricht von Conrad brachte. Conrad lebt mit Frau und Tochter in London, scheint aber dort noch keine befriedigende Stellung gefunden zu haben. Leider hat mein Bruder Karl unterlassen, mir Conrads Adresse mitzuteilen. Ich werde ihn darum angehen, wenn, wie in Aussicht steht, am 1.4. der Auslandsbriefverkehr wieder zugelassen wird.
Ich hoffe, dass es Ihnen, sehr geehrter Herr Hagemann, erträglich ergangen ist und noch ergeht. Ich habe sehr viel Schweres durchgemacht, meine beiden Söhne im Krieg verloren und bin bei viermaliger Ausbombung um meine gesamte bewegliche Habe gekommen. Jetzt über ich aber die Praxis wieder aus, die mich mit Arbeit von kaum vorstellbaren Umfange belastet und habe auch eine gute Privatwohnung wieder erhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr ergebener (Drucker)