Albert Werner Rehfeld
Dresden – Blasewitz
Marschall-Allee 2
Dresden. 2.4.1946

Herrn Justizrat Dr. Martin Drucker
Leipzig

Hochverehrter Herr Justizrat!

Im Sächsischen Tageblatt vom 28.3. lese ich mit großer Freude von Ihrem 50. Doktorjubiläum und erlaube mir, in dankbarer Erinnerung an die in so glänzender Weise für mich durchgeführte Verteidigung  meine aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche zu übersenden. Ich habe mich sehr gefreut, daß Sie die schweren letzten Jahre überwunden haben und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute.
Ich selbst bin durch die schwere Zeit ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden, habe durch die Naziregierung verschiedene Verwarnungen und Ehrengerichtsverfahren und eine achtmonatige Gefängnisstrafe mit schlechter Behandlung und Krankheit in Kauf nehmen müssen. Beim Angriff auf Dresden am 13./14. Februar 1945 bin ich total ausgebombt. Meine schöne Wohnung, alle Grundstücke, mein Geschäft und alle Lager im Gesamtwerte von 2 Millionen RM sind totalvernichtet, während ich mit meiner Frau und Tochter nur das nackte Leben retten konnte. Wir befinden uns im bescheidener Weise wieder im Aufbau und hoffe, daß nunmehr eine stetige, ruhige Geschäftsentwicklung eintritt.
Es ist mir ein Bedürfnis, mich bei Ihnen in Dankbarkeit nochmals zu melden und begrüße die heutige Veranlassung hierzu.
Ihr sehr ergebener
Werner Rehfeld