dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Dr. Eberhard Forche
(13 a) Nabburg/Opf.
Nikolaistr. 302
Nabburg, den 27. März 1946.

Lieber Fempe !

Heute will ich noch einmal versuchen, ein Lebenszeichen an Sie kommen zu lassen. Nach den Erfahrungen, die ich mit dem Nichteintreffen von Briefen, die wandernden Soldaten im vorigen Sommer mitgegeben wurden, gemacht habe, glaube ich nicht, dass meine ersten Zeilen Sie jemals erreicht haben. Anfang Oktober 1945 schrieb ich Ihnen dann einen Brief nach Aue, den ich bei Wiedereröffnung des Postverkehrs im November der Post anvertraute. Leider scheint er auch nicht in Ihre Hände gelangt zu sein. Nun will ich nochmals versuchen, eine Nachricht von Ihnen zu bekommen. Es ist ein so unangenehmes Gefühl, über das Schicksal geschätzter Menschen im Ungewissen zu sein.
Ich hoffe von Herzen, dass Sie, lieber Fempe, sowie auch Renate, Ina und Ursel den Ausbruch des Friedens wohlbehalten überlebt haben und dass Sie alle sich der Zeit entsprechend gesund und wohl befinden! So sehr ich es gewünscht habe, hat sich doch noch keine Möglichkeit für mich ergeben, wieder einmal nach Leipzig zu reisen, und die augenblickliche Lage lässt die Erfüllung dieses Wunsches auch noch wesentlich aussichtsloser erscheinen, jedenfalls wenn man es auf einem regulären Wege versuchen will.
Hier in der Oberpfalz lebe ich immer noch verhältnismässig geruhsam, trage mich aber stark mit dem Gedanken, wieder nach Hannover oder, wenn möglich sogar nach Leipzig, jedenfalls in eine Grosstadt zurückzukehren.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir bald einmal ein Zeichen Ihres Wohlergehens zukommen lassen würden, und grüsse Sie und die Ihren aufs herzlichste,
Ihr getreuer Eberhard Forche.