dr. jur. Hubert Lang

Nachlass Martin Drucker, Briefe und Fotos

Dr. med. Otto Schütz
Nervenarzt
Leipzig W 31, Pistoriusstraße 47, 22.2.1946

Sehr verehrter, lieber Herr Justizrat! Eckstein wird Ihnen erzählt haben, dass ich vor einigen Tagen bei Ihnen war, um Ihnen die Gefährdung meines Freundes (Otto1) Hölder mitzuteilen und Sie zu bitten, die Sache bei Herrn (Reinhard) Uhle zur Sprache zu bringen, wenn Sie am nächsten Montag bei ihm sind. Ueber Hölder bruache ich Ihnen nichts zu sagen. Sie kennen ihn genauso wie ich. Dass er wegen seiner Teilnahme am Opferring das Feld räumen musste, dürfte bei seiner sonstigen eindeutigen Einstellung denn doch etwas hart sein, zumal der Mann ja doch gerade von den Nazis gehasst worden ist. Um sich wenigstens etwas zu sichern, ist er ja in den Opferring eingetreten, übrigens mehr zur Beruhigung seiner Frau. Das mag falsch gewesen sein, berechtigt aber doch nicht zu den jetzigen Schritten.
Hölder ist einer meiner besten Freunde. Deswegen kämpfe ich für ihn und bitte Sie herzlich um Ihre Unterstützung
Mit besten Dank für Ihre Bemühungen und mit herzlichen Grüssen!
Immer Ihr Schütz

1 Dass hier der LGD Otto Hölder gemeint sein muss, ergibt sich daraus, dass für das Problem Reinhard Uhle von der sächsischen Justizverwaltung zuständig war.