dr. jur. Hubert Lang

Zwischen allen Stühlen Juristen jüdischer Herkunft in Leipzig (1848-1953)

Mit diesen Ergänzungen und Korrekturen zu den 2014 veröffentlichten Biogrammen sollen Nutzern des Buches neueste Erkenntnisse zu den dargestellten Juristen jüdischer Herkunft zur Verfügung gestellt werden. Die Texte beziehen sich auf die Numerierungen in den Biogrammen im Buch.

Georg John war der Sohn des Santitätsrates Dr. med. (Leipzig 1878) Felix John (1853-1919) und dessen Ehefrau Helene geborene Haase (1854-1940). Er hatte einen jüngeren Bruder Hans John (1893-1915) und eine Schwester, die Kunstmalerin Louise John (1885-1952). Der Vater stammte aus Görlitz und gehörte der IRGL an, in welcher er auch als Armenarzt wirkte. Das Leipziger Tageblatt schrieb anläßlich seines plötzlichen Todes:
„Im Alter von 64 Jahren starb Sanitätsrat Dr. Felix John, der nahezu vierzig Jahre hier seine Praxis ausgeübt und vorher an der hiesigen Universität seine Studien absolviert hatte, plötzlich an Herzschlag. Im Kriege hatte er beide Söhne verloren. Die folge dieser schweren Schicksalsprüfung war ein Herzleiden, dem er am Freitag erlag. In früheren Jahren pflegte der Verewigte, der ein großer Musikfreund war, musikalische Abende zu veranstalten, an denen häufig namhafte Künstler teilnahmen.“ (Leipziger Tageblatt vom 01.06.1919, S. 10)
Felix John betätigte sich als Komponist und der Leipziger Kammermusik-Verein führte Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche seiner Werke im Rahmen von Musikabenden auf. So auch ein Streich-Sextett, welches im Hotel Fürstenhof am 08.01.1897 aufgeführt wurde. In einer Soriée dieses Vereins im Jahr 1891 waren drei von Felix John komponierte Lieder vorgetragen worden. Er war auch der Komponist und Librettist der komischen Oper „Truffaldino, der Diener zweier Herren“ nach Goldoni, die im Januar 1893 am Stadttheater Königsberg uraufgeführt wurde. Im Jahr 1907 übernahm Felix John die musikalische Umrahmung des traditonellen Vogelschießens der Leipziger Kliniker. Das Leipziger Tageblatt schrieb damals:
„Ein großes Verdienst um die Verherrlichung des Festes hatte sich bei dieser Gelegenheit Dr. Felix John mit seinen musikalischen und dichterischen Beiträgen erworben; seine Kompositionen, weit über das Maß einer ad hoc geschaffenen Musik hinausgehend, zeigten in Quartetten und Walzerweisen Fluß und Empfindung, Stimmung und Melodie.“

Die Mutter war in Hainichen bei Mittweida geboren. Sie war die Tochter des Advokaten Karl Hugo Haase (1827-1873), der 1870 als Pflichtverteidiger von Karl May vor Gericht auftrat. Er starb in der Heilanstalt Sonnenstein bei Pirna an „Hirnerweichung“. Sein Sohn Ernst Friedrich Haase (geb. 1867) studierte 1890 in Leipzig Pharmazie. Das Grab der Eltern befand sich auf dem Leipziger Südfriedhof. Die Familie wohnte in der Löhrstraße 15 (1933 bis 1945: Walter-Blümel-Straße 15). Das Mehrfamilienhaus war zuletzt Eigentum von Louise John.

Am 25.08.1887 wurde Georg Cohn in der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde zu Leipzig getauft. Mit Dekret des Königlichen Regierungspräsidenten zu Liegnitz vom 06.05.1890 wurde Felix Cohn, seiner Ehefrau und den beiden ältesten Kindern gestattet, auschließlich den Familiennamen John zu führen. Georg John blieb unverheiratet.

John studierte seit 1902 Jura in Leipzig. Im Jahr 1908 wurde er Referendar am AG Leipzig und im Folgejahr bei der hiesigen Staatsanwaltschaft. Den Vorbereitungsdienst setzte er anschließend bei den Rechtsanwälten JR Dr. Gustav Burgheim (1854-1929), JR Dr. Julius Blau (1861-1939) und JR Dr. Heinrich Hirschler (1868-1946) in Frankfurt am Main fort. Zwischenzeitlich arbeitete er bei der ADCA in Leipzig.

Nachdem John am 28.06.1912 die zweite juristische Staatsprüfung bestanden hatte, wurde er auf seinen Antrag am 19.10.1912 als Anwalt beim AG und LG Leipzig zugelassen. Seine Kanzlei befand sich in der Katharinenstraße 14/II.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges trat John als Unteroffizier in die Wehrmacht ein. Er fiel als Offiziersstellvertreter sehr früh in Warneton in Belgien. Auch sein zehn Jahre jüngerer Bruder fiel als Soldat. Am 19.11.1914 wurde John in den Anwaltslisten des AG und des LG wieder gelöscht.

Seine Schwester Louise John benutzte als Kunstmalerin den Vornamen Lilli. Sie überlebte als letztes Mitglied der Familie in Leipzig. Es gibt nur wenige erhaltene Spuren ihrer künstlerischen Arbeit. Im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig befindet ein ein Jugendstil-Plakat von ihr, das sie anläßlich des Margareten-Volksfests 1912 (Foto) in Leipzig gestaltete. Im Exlibris-Katalog (Nr. 5137)  des Gutenberg-Museums Mainz befindet sich ein Exlibris, das Lilli John für das Ehepaar Grete und Leopold Waldheim entwarf.

Quellen und bibliographische Hinweise zur Person:
Archiv der evangelisch-reformierten Kirche zu Leipzig; HSTAD, 19116, Personalakten sächsischer Behörden, Gerichte und Betriebe bis 1945, Teil Ministerium der Justiz, Karton 103/2, J 139: PA John, Georg Ludwig Hugo; UAL, Matrikel zu Felix Cohn; E-Mail Dr. Günter Schmidt vom 09.06.2020; Stadtgeschichtliches Museum Leipzig (Foto).

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