dr. jur. Hubert Lang

Zwischen allen Stühlen Juristen jüdischer Herkunft in Leipzig (1848-1953)

Mit diesen Ergänzungen und Korrekturen zu den 2014 veröffentlichten Biogrammen sollen Nutzern des Buches neueste Erkenntnisse zu den dargestellten Juristen jüdischer Herkunft zur Verfügung gestellt werden. Die Texte beziehen sich auf die Numerierungen in den Biogrammen im Buch.

179a Mansfeld, Karl Friedrich Wilhelm

Reichsgerichtsrat
(12.06.1859 Hannover – 03.09.1916 Hannover)

Karl Mansfeld war der Sohn des Lederhändlers Maximilian Friedrich Mansfeld (1823-1897) und dessen Ehefrau Albertine geb. Bender (1833-1879).  Sein Großvater väterlicherseits war der Obergerichtsadvokat Philipp Mansfeld (1798-1817), der als Jude geboren wurde und sich 1826 taufen ließ. RGR Richard Mansfeld war sein Cousin.
M. hatte einen älteren Bruder Maximilian M. (1858- 1882) und zwei jüngere Geschwister:  Karl Friedrich Wilhelm M. (1861-1932), später Fabrikbesitzer in Plauen/Sachsen und Marie Auguste Emilie Johanne M. (1863-1915) verh. Bachmann.
Mansfeld war seit 1891 verheiratet mit Ida Karoline Luise Meyer (1870-1912). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Der älteste Sohn starb 1892 als Baby.  Der zweite Sohn war Werner Mansfeld (1892-1953). 1895 wurde die Tochter Irmgard geboren, die später in Leipzig Medizin studierte.  Seine zweite Tochter Edith (1898-1950) heiratete Richard Schliephake (1879-1946), Dämonengutspächter in Sandersleben. 1902 wurde der jüngste Sohn Wolfgang geboren.
Die Söhne waren beide promovierte Juristen.
Werner M.  hatte sich 1930 habilitiert und war dann Privatdozent in Münster, später in Berlin. Er stieg dann zum Ministerialdirektor im Reichsarbeitsministerium auf. Am 01.05.1933 war er in die NSDAP eingetreten. Trotz seines jüdischen Großvaters durfte er nach einer Entscheidung Adolf Hitlers vom 05.12.1935 Parteimitglied bleiben. Ab 1942 war er Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz.  Aber schon im August dieses Jahres erfolgte seine Versetzung in den Wartestand nach schwerer Krankheit.
Der jüngste Sohn Wolfgang war nach seiner Promotion ab 1925 journalistisch beim Hannoverschen Kurier tätig, wo er als Redakteur für den allgemeinen politischen Teil verantwortlich war. Er war seit 1929 Schriftleiter bei der Kölnischen Zeitung und dort verantwortlich für den „Kulturspiegel“. An der Festschrift „Der Rhein ist frei“, welche anlässlich des 125jährigen Jubiläums der Zeitung erschien, beteiligte er sich mit einem Aufsatz. Seit 1940 ist er als Kriegsberichterstatter nachweisbar. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Wolfgang M. hatte 1926 die Journalistin Majabert geb. Foerster geheiratet, die ebenfalls für die Kölnische Zeitung tätig war. Nach Kriegsende lebte sie in Berlin und gehörte dort als Parteilose zu den Gründerinnen des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD). Aus der Ehe ging 1928 ein Sohn hervor.

Karl Mansfeld studierte in Heidelberg und Leipzig Jura und trat 1881 als Referendar in den preußischen Justizdienst ein. 1886 wurde er Gerichtsassessor im OLG-Bezirk Celle. 1891 wurde M. Amtsrichter am AG Uchte, wo er 1900 zum Amtsgerichtsrat ernannt wurde. Im Jahr 1903 wechselte er als LGR an das LG Hannover.
Bereits im Folgejahr wechselte er als OLGR an das OLG Celle, wo schon vorher als Hilfsrichter beschäftigt worden war. Am OLG Celle wurden ihm die Geschäfte des Präsidialrates übertragen. Gleichzeitig war er Mitglied der Kommission für die erste juristische Staatsprüfung und Vorsitzender der Kommission für die Prüfung der mittleren Justizbeamten.
M. wurde zum 11.10.1910 als RGR ans RG berufen, wo er dem III. Zivilsenat zugewiesen wurde.
1911 wurde M. das Ehrenkreuz dritter Klasse mit Eichenlaub des Fürstlich Lippischen Hausordens, im Folgejahr der Rote Adlerorden IV. Klasse und 1914 das Kommandeurskreuz erster Klasse des königlich schwedischen Wasa-Ordens verliehen.
M. starb plötzlich und unerwartet während eines Aufenthaltes in seiner Geburtsstadt an einer Herzlähmung.
Seine Personalakte enthält keinerlei Hinweise auf die jüdische Herkunft seines Vaters.

Veröffentlichungen:
Einfluß des Krieges auf Rechte und Verbindlichkeiten des bürgerlichen Rechts, in: Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern, Band 10 (1914), S. 348ff.

Wolfgang M.:
Verantwortung. Eine Betrachtung zu politischen Prozessen, in: Hannoverscher Kurier vom 12.12.1925, S. 1
Feme-Sühne, in: Hannoverscher Kurier vom 31.10.1926. S. 1
Die Staatskrise im Spiegel der Literatur, in: Kölnische Zeitung vom 29.11.1931, S. 11 (Buchbesprechungen)

Quellen und bibliographische Nachweise zur Person:
BA Berlin, R 3002 Pers. 568 (Personalakte); Norddeutsche Allgemeine Zeitung vom 07.09.1916, S. 4 (Nachruf des RG); Hannoverscher Kurier/Hannoversches Tageblatt vom 06.09.1916, S. 5; Informationen und Foto von Günter Mansfeld.
Zu Werner Mansfeld: Biografie der Unabhängigen Historikerkommission zur Geschichte des Reichsarbeitsministeriums 1933-1955.