dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Operettentheater. (Zum ersten Male: „Eine Walzernacht“ von H. Bachwitz und Br. Decker. Musik von R. Gfaller) Eigentlich könnte die Geschichte auch „Die Versuchung des Harro“ heißen. Denn wenn er mannigfaltigsten Verführungen in der Faschingswalzernacht widersteht, darf ihn die schöne Komtesse Atta heiraten. Er selbst, dieser Graf, ist kaum mehr als ein siebenzackiger Lump, der nur von Liebe und Sekt faselt und schließlich auch noch einen andern an seiner Statt das Glücksspiel versuchen läßt. Die Sache geht, mit allerlei Wenn und Aber verklausuliert, gut aus. Neu sind allerdings weder die Typen noch die Motive. Die Firma Bachwitz und Decker liefert den Text und die poetische Zauberformel hieß: Reim‘ doch oder ich freß‘ dich. Als unterhaltende Oberflächlichkeit langt es eben gerade so hin. Situationskomik muß den Witz ersetzen. Merkwürdig genug, mit wie wenig Literatur, sogar auf dem Gebiete der Operette, heute manche Menschen auskommen können. Während die Ansprüche auf der einen Seite ins verrückt Ungemessene, sinken sie hier unter Nullpunkt. Der Komponist R. Gfaller gibt fast immer frische und gefällige Musik, im Verhältnis an Orginalität hinter der seines „Dummen August“ unbedingt zurückstehend, aber doch auch wieder manch anderes Produkt des Tages übertreffend. Zu den besten Nummern gehört das sehr niedliche Musikantenquartett. An sentimentalen Stellen fehlt es gewiß nicht, jedoch überwiegt der straffe Rhythmus. Beträchtlich blödsinnig ist der Umstand, daß man sich’s an Sang und Klang allein nicht genügen läßt. Es muß in Permanenz dabei gehopst und gesprungen werden. Die Aufführung geriet vortrefflich und brachte dem Komponisten einen hübschen Lokalerfolg, der sich am Schluß gewiß noch steigerte (NB: Ich ging vorgerückter Zeit halber ungefährt auf Seite 64 des Textbuches) und an dem die Damen Wieck und Rößner und die Herren Gfaller, Grave und Kunze als Darsteller starken Anteil hatten. Nicht weniger Kapellmeister Findeisen und Regisseur Groß. Beide sorgten auf ihren Gebieten für harmonischen Zusammenklang. Es paßte also eins zum anderen wie das Tüpferl auf dem i. Also schreibe ich es besonders hin:
i.