Anlagen
Stadttheater Elberfeld-Barmen
Erschienen in: Neue Mannheimer Zeitung vom 01.03.1928, S. 3
„Minna und das Plagiat“ von Hans Bachwitz ist ein durchaus unliterarisches Spiel, obgleich es unter Literaten spielt. Den Titel „Lustspiel“ führt es zu Unrecht, da es ein regelrechter Schwank ist. Der Untertitel „Zwei Lustspiele“, den der im letzten Jahr verstorbene Autor seinem Stück mit auf den Weg gab, entsprang nur der Unkenntnis der geistigen Anforderungen des deutschen Theaters. Dabei sind die Voraussetzungen für eine Komödie im Stofflichen gegeben. Aber schon in der ersten Szene hört der geistige Höhenflug auf und gleitet auf soliden Schwankboden nieder. Zwei Lustspielhandlungen laufen ineinander. Nr. eins handelt von zwei Dichtern, die beide von demselben Autor abgeschrieben haben und sich gegenseitig des Plagiats beschuldigen. Um nun festzustellen, von wem das inkriminierte Stück, das Lustspiel Nr. zwei „Die Ehe mit dem andern“ stammt, wird es im Radio aufgeführt, und die herbeizitierten Sachverständigen stellen fest, daß beide Dichterlinge von Minna, dem Hausmädchen mit dem Dichtertalent, abgeschrieben haben. Und Minna hat in ihrem Drame eine Novelle von – – Hans Bachwitz plagiiert. Im Rahmenlustspiel operiert Bachwitz nicht ohne Geschick und Situationskomik, in der „Ehe mit dem andern“ geht es um einen Psychiater, der selbst unter einem Spleen leidet. Er hat die fixe Idee, seine Ehe sei ungültig, weil der Standesbeamte ein Geisteskranker war. Auf der Hochzeitsreise reißt er aus, bis sich am Schluß alles wieder glücklich zusammenfindet. In dem unübersichtlichen Wirbel der Ereignisse fehlt auch der übliche Ehebruch nicht, der zum „happy end“ notwendig ist. Würde sich das Spiel irgendwo in einer saftigen Karikatur runden, es wäre ein dankbarer Schlager. Die beifällig aufgenommene Uraufführung zeigte in der komischen Typisierung der Figuren die gute Regierarbeit von Carl Noack.
Hzg.
Stadttheater Elberfeld-Barmen
Erschienen in: Kölnische Zeitung vom 09.02.1928, S. 12
Minna und das Plagiat, zwei Lustspiele in drei Aufzügen, sieben Bildern, von Hans Bachwitz, kann als eine Uraufführung wider Willen bezeichnet werden. Es handelt sich um eine von dem früheren Intendanten Henning gegen den inzwischen verstorbenen Verfasser eingegangene Verpflichtung, die bei gutem Zusammenspiel, unter Noacks Leitung, mit ziemlich bescheidenem Erfolg eingelöst wurde. Das Plagiat ist in einem Lustspiel, Die Ehe mit dem andern, begangen worden, und zwar nicht nur von den beiden gleichzeitigen Dichtern Harbusch und Blau, sondern auch von der ersten Dichterin, die als Stubenmädchen Minna den Räuber ihres geistigen Eigentums zu entlarven sucht. Leider stellt sich heraus, daß auch Minna auf unrechtmäßigem Wege, nämlich durch Aneignung einer Novelle des Autors Bachwitz zu ihrem Stoff gekommen ist. Die ineinandergeschachtelten Lustspiele erschöpfen die Spannung reichlich früh, auch ist das Corpus delicti, eine recht unwahrscheinlich Liebes- und beinahe Ehebruchsgeschichte, nicht sehr anziehend.
Lustspiel-Uraufführung in Barmen
Erschienen in: Dortmunder Zeitung vom 29.02.1928, S. 11
Unser niederrheinischer Mitarbeiter schreibt uns: Daß man auch unter Ausnützung moderner „Technik“ ein Unterhaltungsstück in gewisse künsterlische Atmosphäre heben kann, bewies die Uraufführung „der zwei Lustspiele in drei Aufzügen“, „Minna und das Plagiat“ von Hans Bachwitz im Barmer Stadttheater (Intendant: Otto Maurenbrecher ). Der als 25jähriger (sic!) allzu früh verstorbene Verfasser der reizenden „Javanischen Puppe“ und begabter Novellen hat witzig, geistreich und bühnenwirksam gesteigert (einige retardierende Dialoglängen sind leicht auszumerzen) einen wirklich originellen Einfall gestaltet: Dramatiker Harbusch wird beschuldigt, vom Dramtiker Blau abgeschrieben zu haben. Rundfunksendung des Blauschen Werkes soll Aufklärung bringen. „Achtung! Achtung!“ – und das angeblich plagierte Stück „Die Ehe mit dem andern“ rollt vorüber. Nöte eines allzu korrekten jungen Ehemannes. Sehr amüsant, famos gemacht, in einer entzückenden Schlafwagenszene gipfelnd. Plagiat wird festgestellt. Als blamierende Lösung ergibt sich: beide Männer haben von einer Frau abgeschrieben! Sie sandte ihr Manuskript zur Prüfung ein. Als vermeitnliches Stubenmädchen Minna betätigt sie sich „kriminalistisch“ und alles kommt ans Tageslicht. Köstlicher Situationshumor, der nirgends grobkörnig unterstreicht, gute Typenzeichnung und überraschende Spannungsmomente sind wesentliche Vorzüge des beachtenswerten Stückes, das unter der Gie von Karl Noack eine sehr durchgearbeitete, lebendig beschwingte Aufführung fand. Innerhalb ausgezeichneten Ensemblespiels fielen durch persönliche Formung auf: Marta Waldberg, Erika Fischer-Weith und Max Knapp. Es gab stürmischen Beifall.
Sp.
Erschienen in: Bonner Zeitung vom 01.03.1928, S. 7
Minna und das Plagiat wurde in Barmen zur Warnung für andere Bühnen aufgeführt. Die Sonntagszuschauer krähten und wieherten vor Entzücken.