dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Theater-Variete Bern
„Wenn die bösen Buben locken“
Musikalischer Schwank von Hans Sturm und Hans Bachwitz, Musik von Rudi Gfaller
Erschienen in: Der Bund, Band 73, Nummer 172, 25. April 1922

Unter guten Stern und unter dem Trommelfeuer eines klatschfreudigen Publikums, das den Saal ganz anfüllte, führte sich am Sonntag abend das Ensemble Triembacher neuerdings sher sympathisch ein, diesmal mit einer operettenartigen Burleske, in welcher drei Haupttypen im Rahmen eines höchstmodernen Problems köstliche vermöbelt und verulkt werden: einmal der siebengescheite „Kunstkritiker“ Prof. Hitzschold (Camillo Triembacher) aus dem Land des Bliemchenkaffees, mit seinem geistreichen Paradoxon: „Was versteht denn ein Maler vom Malen?“ Er wird durch die dralle Nackttänzerin Yvonne aus Paris mit Wiege am Strand der Spree (Mimi Schwarz) mittelst Cancan ad absurdum geführt im Atelier des berühmten und mit frischem Humor verkörperten Aktmalers Gaigl (Eugen Russelt), der seinen künftigen Schwiegeronkel Anton Maierhofer, Zensurrat (Otto Klopsch) zwecks diskreter Aktstudien – natürlich nur im Interesse der Wissenschaft und gewissenhafter Zensur – in sein Atelier gelotst hat. Dieser „heilige Antonius vor der Versuchung“, der mit unnachahmlich drolliger Komik alle mißtrauischen Varianten, von drei verschiedenen Böcklinmasken von der Basler Kunsthalle bis zum ertappten Ehemann, lustig abwandelte, ist der zweite Balmierte und mit ihm die Heuchelei gegenüber der guten Kunst. Als drittes Opfer amüsiert der smarte Othello Tom Friend (Willy Ackermann) , der Gatte der Nackttänzerin. Sehr witzig ist die Idee, die letztere als Salome mit einem abgenommenen Mannequinhaupt auftreten zu lassen. Auch die Nebenfiguren waren durchweg auf gutes Zusammenspiel eingestellt und die Musik, insbesondere das zügige Lied „Und wenn dich mal der Teufel zwickt“, war sehr ansprechend, so daß sich die Zuhörer aufs beste unterhielten.
A.