dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Operettenhaus am Dittrichring, Leipzig
Die Nacht von San Sebsatian
Dresdner neueste Nachrichten vom 28.12.1926, S. 4

Benatzkys neueste Operette. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Hans Bachwitz, einer der witzigsten Leipziger Köpfe, ist uns schön öfter spanisch gekommen. Diesmal nicht im Feuilleton, sondern in der Operette, deren Uraufführung des Operettenhaus am Dittrichring herausbrachte: „Die Nacht von San Sebastian“, mit Musik von Ralph Benatzky. Von diesem Jungösterreicher kennen wir hier eine Reihe von hübscher Chansons, aber noch nicht das halbe Dutzend Operetten, mit denen er in Wien Erfolg gehabt hat. Er versteht sich, wie das neue Opus zeigte, auf sehr saubere Fassung von Couplets und Tanzstücken, die nicht überall neu sind, und auf eine feine Instrumentation. Das spani9sche Kolorit ist treffsicher behandelt. Vor allem ist Benatzky kurz und bündig, nirgend hält er die Handlung unnötig auf. Man hört diese feinziselierte, ohrenfällige, im zweiten Finale auch schlagkräftige Musik auch durchweg mit Behagen. Leider ist aber mit jenem Finale dem Librettisten der Faden ausgegangen. Schleppt sich schon der erste Akt in ermüdender Breite hin, so verläuft der letzte ganz im Sande. Freilich ist mit dieser belanglosen Liebesgeschichte einer spanischen Tänzerin kaum viel anzufangen, so sehr sie nach und durcheinander trieft von Liebe, Haß, Edelmut und Dummheit. Bachwitzens Stärke liegt weit weniger im theatralischer oder gar dramatischen Gestalten, als in brillanten Einfällen und situationsgemäß glänzend verwerteten Witzen, die direkt aus dem Kabarett zu kommen scheinen. Kaum noch wird man ein Operettenlibretto finden können, in dem so viele „falsche Abgänge“ vorhanden sind wie in dieser „Nacht von San Sebastian“, die einerseits von schmissigen Tanzstücken, fast alle zur Wiederholung verlangt, andererseits von feuilletonistischen Geistreichtum sozusagen über Wasser gehalten werden. Bachwitz hat zweifellos das Zeug, vorhandene Texte geschliffener, schmackhafter und pikanter zu machen, kaum aber die Fähigkeit eine Operette zu bauen. Er selbst hatte das Stück ausgezeichnet einstudiert und konnte sich mit dem erstklassigen Kapellmeister Großkopf und den Darstellern, darunter Lydia Petri, Emmy Panzer, Otto Glaser, zugleich vortrefflicher Tanzregisseur (und in Dresden noch im besten Gedächtnis – die Red.), sowie Arthur Klaproth, ebenfalls in Dresden wohlbekannt, nach dem zweiten Akt vielfach zeigen. Am Ende gab es Verlegenheitsbeifall mattester Dimension.
es.

Operettenhaus am Dittrichring, Leipzig
Die Nacht von San Sebsatian
Berliner Börsen-Zeitung vom 29.12.1926, S. 9

„Die Nacht von Sebastian“, eine Operette, deren Text von dem Leipziger literarischen Spaßmacher (und Rechtsanwalt) Hans Bachwitz und deren Musik von dem auf seinem Gebiete auch längst bewährten Wiener Ralph Benatzky stammt, hatte bei ihrer Uraufführung im Leipziger Operettenhaus unter der Spielleitung des Textverfassers und unter der flotten musikalischen Führung Marco Großkopfs guten Erfolg. Die Liebe eines jungen Deutschen aus gutem Hause zu einer hübschen spanischen Tänzerin gibt den Anlaß zu mancherlei mehr oder weniger lustigen Verwicklungen mit der noch immer zündenden sentimentalen Katastrophe am Schluß des zweiten Aufzugs. Das Stück wäre keine richtige Operette, wenn sich die beiden schließlich doch nicht kriegten.  Nach der wesentlich durch Spiel mit Wort und Witz hingezogenen Exposition des ersten Aktes strebte Bachwitz denkbare Gespanntheit der Anlage im zweiten an, und da auch Benatzkys Musik,die zwischen spanischen und modernamerikanischen Tanzrhythmen hin und her pendelt, aber auch ein Quintchen Meyer-Helmundschen Zauberlied-Zucker zugesetzt erhält, im zweiten Aufzug am stärksten einschlägt, so war in und nach diesem der größte Erfolg des Abends festzustellen. Der One-Step „San Sebastian“, ein Gegenstück zu „Valencia“ – und zwar ein besseres und kraftvolleres, wird, wenn wirklich nichts anderes, der ganzen Angelegenheit eine oder ein paar Spielzeiten hindurch zum Weiterleben, -singen, -hüpfen und -tanzen verhelfen. Emmy Panzer und Franz Forster als erstes, Lydia Petry und Otto Glaser als – obligates – zweites Liebespaar, ließen bei der ersten Wiedergabe im Kreise der anderen Rollenvertreter in diesen Betätigungen jedenfalls nichts zu wünschen übrig, so daß es zu vielen Wiederholungen kommen mußte.
u – .

Operettenhaus am Dittrichring, Leipzig
Die Nacht von San Sebsatian
Neues Wiener Tageblatt vom 05.10.1927, S. 11

Ralph Benatzkys spielopernartige neue Operette „Die Nacht von San Sebastian“  hatte bei ihrer Uraufführung am Operettentheater in Leipzig durchschlagenden Erfolg. Das Stück, dessen Libretto von Hans Bachwitz stammt, das Liebesschicksal eines jahrelang  in den Tropen verbannt gewesenen Europäers im Hafenviertel von San Sebastian. Fast alle Nummern werden zwei- und dreimal da capo verlangt, ein gewagt rhythmischer spanischer Marsch „San Sebastian“ schlug zündend ein. Die Kritik hebt die Originalität und den Einfallsreichtum der Banatzkyschen Musik besonders hervor. Die Operette wurde von „Tates-Produktion“ für England und Amerika erworben und gelangt im Februar zur englischen Uraufführung.