dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Eheurlaub. Schwank in drei Akten von Julius Horst. Gesangstexte von Hans Bachwitz. Musik von Jean Gilbert. Erstaufführung am Stadttheater am 1. Dezember.
Der Schalksnarr erscheint immer im bunten Lappenkleide. Und doch verbirgt sich hinter Schellengeklirr und Pritschenschlag oft tiefe Wahrheit. Auch der Schwank ist nichts anderes als eine Narrenkomödie, die im Spiegelbild ausgelassenen Humors die Verkehrtheiten und Schwächen der Menschen offenbart. Tausendfach ist das Thema von der „Ehefessel“ schon variiert worden und doch gewinnt keck zugreifender Spott diesen stets aktuellen Stoff immer wieder eine neue Seite ab. Im bunten Wirbel läßt der Autor die Ereignisse eines „Eheurlaubs“, der eigentlich nur dazu da ist, den sich nach Freiheit sehnenden Ehemännern zu beweisen, daß es zu Hause doch am schönsten sei, an uns vorüberziehen, voll schlagkräftiger Situationskomik , mit alten und neuen Einfällen garniert. So ist der Zweck des Stückes erfüllt, man erkennt sich selbst, erkennt seine geheimsten Schwächen und Wünsche wieder, lacht, unterhält sich famos und geht befriedigt nach Hause. Ebenso wenig wie der Inhalt des Schwankes einen Anspruch auf auf künstlerische Wertung erhebt, verlangt dies auch die Musik des Hamburgers Max Winterfeld oder wie er mit seinem Pseudonym heißt: Jean Gilberts. Eine leichte, aber einschmeichelnde Musik, die sofort in den Besitz des Hörers übergeht, besonders wenn eine gute Aufführung dafür sorgt. Direktor Ady Berger als Regisseur und Anton Dewanger als Kapellmeister hatten sich für eine solche bemüht, denn es ging alles wie am Schnürchen. Josef Hauschulz war als köstlicher Schwerenöter „Vollmann“ im richtigen Fahrwasser und Ady Berger zeigte als „Dienstmann Nr. 64“  trotz aller drastischen Darstellungskunst wieder einmal, daß er in jener, seit Nestroy und Girardi noch immer lebendigen Wiener Komiker-Tradition aufgewachsen ist, die auch die gemütvolle Seite erfaßt. Das bewies er durch den imponderabilen Takt, mit dem er den stürmischen Liebeswerbungen  der aus der „contenance“ geratenen „alten Schraube“ (Thekla), die Lilly Mottony  mit großem Lacherfolg spielte, zu begegnen mußte. Anny Rainer gab die „Gerda“ mit entzückender Noblesse, während Mizzi Lackenbauer als herziger flotter Backfisch „Erni“ ihrem Soubrettenfach alle Ehre machte, nicht minder wie Philipp Wenning als „Gerdas Gatte“ in Spiel und Gesang seine sympathischen Eigenschaften zur vollen Entfaltung brachte. Auch Arthur Stiege hielt sich recht wacker, charmant war Anny Arden als „Blanka Randolf“, tüchtig halfen auch alle übrigen Mitspieler sowie Chor und Orchester zum vollen Erfolg mit. Das Duett „Ehefreuden“ (Hauschulz-Wenning), „Ich bin gescheit, ich bin gefeit“ (Rainer-Wenning), das Ensemblelied „Im Sommer hab‘ ich meine beste Zeit“ und das Duett „Ach, wie gut so ein bißchen Liebe tut“ (Mottony-Berger) und das Duett „Extrapost“ (Lackenbauer-Stiege) werden noch länger in manchen Ohren angenehm nachklingen. Das Haus war ausverkauft und geizte nicht mit wohlverdientem Beifall.
T.