dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Altes Theater Leipzig
Erschienen in: Dresdner Journal vom 05.04.1904, S. 3

© Otto Findeisen

Aus Leipzig wird uns geschrieben: die dreiaktige Operette „Der Sühneprinz“ , deren Text von Hanns Plank und deren Musik von Otto Findeisen herrührt, hat bei ihrer „allerersten“ Aufführung einen starken Erfolg gehabt. Das Publikum des Alten Theaters, das sich Neuheiten ohnehin immer sehr wohlwollend erweist, schien der jüngsten eine besondere Freundlichkeit entgegen zu bringen, weil das Werk dem hiesigen Operetten-Kapellmeister zum Komponisten hat. Schon nach dem ersten Akte gab es reichen Beifall, viele Hervorrufe und Lorbeerkränze für den musikalischen Autor und diese äußeren Zeichen des Erfolges wiederholten sich nach dem zweiten Aufzuge sowie am Schlusse der Vorstellung. Der Sühneprinz in der Operette ist natürlich nicht der chinesische, den man in Deutschland kennengelernt hat, aber der Mameluckenfürst Samson Saladin, der in dem Werke die exotisch gefärbte komische Figur abgibt, hat sich auch in einer ähnlichen Mission am Hofe Ludwig Philipps in Frankreich eingefunden. Seine Sendung bleibt freilich ganz nebensächlich, sie diente dem Textverfasser lediglich dazu, das Erscheinen des afrikanischen Wüstenprinzen am Pariser Hofe zu motivieren. Den Hauptinhalt des Librettos bilden allerhand Verwechslungs- und Verkleidungsspäße, in deren Ausführung trotz einiger Modifikationen schließlich die feststehenden Typen der Operette von der liebebedürftigen bejahrten Hofdame bis zu dem bekannten Schwerenöter in Leutnantsuniform dem Zuschauer entgegentreten. Es sind manche erheiterende Situaitonnen in dem Buche und der Dialog wie die Gesangstexte weisen hübsche Pointen auf, nur hängt das ganze recht lose zusammen und entbehrt gleich der Mehrzahl der neueren Operettenlibretti den Reiz einer irgendwie interessierenden Fabel. Unverkennbar ist dabei im einzelnen das Streben, eine bessere Unterhaltung zu bieten, und auch der Komponist zeigt sich beflissen, ein höheres Niveau zu erreichen, insbesondere den harmonischen und instrumentalen Ausdruck nicht völlig im landläufigen Operettenstil zu behandeln. In dieser Richtung fallen ein Lied vom Spielmann und ein anderes mit Solovioline in der Begleitung, ferne ein Buffoduett und die Gesänge Saladins, denen mit bekannten Mitteln aber immerhin geschickt Charakter und exotische Färbung im Orchester gegeben gegeben sind, am günstigsten auf. Diese Stücke haben zudem auch den relativ stärksten Anflug von selbstständiger Erfindung. Andererseits fehlt es nicht an solchen, die sich ganz im ausgefahrenen Gleise halten, und an anderen, die sich sehr zusammengestückelt ausnehmen, schlecht disponiert und aus sehr verschiedenartigen Quellen abgeleitet sind. Summiert man die Eindrücke des Buches und der Musik, so stellt sich als Resultat heraus, daß auch die neueste Operette keinen eigentlichen Treffer bedeutet, daß sie aber ein genügendes Maß von Unterhaltung gewährt, um auch außerhalb ihres Ursprungsortes auf freundliche Aufnahme rechnen zu können.

Auflösung des Pseudonyms Hanns Plank
Erschienen in: Dresdner Journal vom 20.06.1904, S. 5

Der Leipziger Komponist Siegbert Ehrlich ist gegenwärtig mit der Komposition einer Operette beschäftigt, deren Librette von Dr. Hans Bachwitz, dem Librettisten der seinerzeit am Stadttheater aufgeführten Operette „Der Sühneprinz“, stammt. Die Operette ist eine dreiaktige, abendfüllende und führt den Titel „Die Probiermamsell“. Es ist das erste größere Werk des Komponisten. Er hofft es in 6 bis 8 Wochen beendigt zu haben. Er hat früher schon einige kleinere Kompositionen für das Wolzogensche Theater geliefert.

Anmerkung: Die Operette „Die Probiermamsell“ ist nicht weiter nachweisbar. Vermutlich wurde die Arbeit daran nicht abgeschlossen.