dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Renaissancebühne Wien
Erschienen in: Arbeiter-Zeitung vom 11.07.1926, S. 14

Lajos Lurias (Pseudonym von Hans Bachwitz) Lustspiel Lustspiel „Die Glatze und der Bubikopf“ leitet seinen seltsamen Titel daher, daß ein glatzköpiger Komiker eine bubuköpige Schauspielerin heiraten will und ein Dichter, der Dritte im Dreieck, ein Stück geschrieben hat, das „Die Glatze und der Bubikopf“ heißt. In diesem Dreieckslustspiel hat aber nicht der Mann, sondern die Frau das Nachsehen. Die umständlichen Experimente, die der Mann anstellt, angeblich, um sich der Untreue der Frau zu vergewissern, haben nur den Zweck, dem Dichter zu beweisen, daß die große Szene seines Stückes nicht lebensvoll genug ist. Als dem Komiker dieser Beweis gelungen ist, schiebt er die ungetreue Frau, die ihm nur als literarisches Versuchskaninchen gedient hat, beiseite. Die Rolle des nichtsahnenden betrogenen Ehemannes, die er so oft auf der Bühne gespielt hat, mimz er im Leben, um eine gute Rolle für die Bühne zu bekommen. Das Stück spielt also auf drei Ebenen: auf der Bühne stehen Komödianten, die Komödianten darzustellen haben, die einander im Leben Komödie vorspielen. Da lassen sich die Fäden mannigfach verwirren und witzige Ueberraschungen bereiten. Weiß man doch fast nie, ob die Komödie Wirklichkeit oder Komödie sein soll oder ob die Menschen dort oben sich gar die Wahrheit sagen, damit man meine, sie spielten nur Komödie. Diese reizvollen Möglichkeiten des Spiels in drei Etagen, dem aus Molnars „Gardeoffizier“ verwandt, mit dem das Stück auch das Milieu gemein hat, nutzte Luria sehr geschickt. Die sauber gearbeitete, flotte Komödie hat Josef Jarno sehr gewfällig inszeniert. Als Komiker stellte sich Heinrich Verden vor, der seine Rolle mit unaufdringlichen, behäbigen, aus dem Intellekt fließenden Humor gab. Den Gast Ida Meixner kann man nach der Rolle des koketten Weibchens, die sich von selber spielt, nicht beurteilen. Neu noch Louis Mitznegg, der eine frische, natürliche Begabung für den schüchternen Liebhaber mitbringt. Sehr gut Camillo Triembacher, der sein ausgesprochenes Bonvianttalent von Rolle zu Rolle entfaltet, und Rolf Reinhardt in einer dankbaren Chargenrolle. Es war ein großer, wohlverdienter Erfolg.
F. R.

Renaissancebühne Wien
Kikeriki im Theater
Erschienen in: Kikeriki vom 25.07.1926, S. 5

„Die Glatze und der Bubikopf“, Lustspiel in 3 Akten von Lajos Luria; der Bubikopf, der die Bühne längst erobert hat, ist nun auch titelfähig geworden und hat sich als geeignet erwiesen, einem alten Sujet eine neue Seite abzugewinnen. An dem Stück, das den Stempel moderner Budapester Mache zeigt, ist das Beste der lustige Dialog. Die Darstellung unter der glänzenden Regie von Meister Jarnos ist ausgezeichnet. Ida Meixner zeigte viel Talent und famose Toiletten. Camillo Triembacher war ein typischer Dichter, Heinrich Barden eine charakteristischer Komiker, Louis Mitznegg als Theaterschüler und Rolf Reinhardt als Intendant ebenfalls sehr echt. Der Beifall des amüsierten Hauses nicht minder. „Glatze und Bubikopf“ werden nicht so bald vom Schauplatz verschwinden.

Renaissancebühne Wien
Der Bubikopf und die Glatze. Schauspielerische Novitäten  in der Schwanknovität der Renaissancebühne
Erschienen in: Die Bühne, Heft 88 von 1926, S. 6

In den Wiener Theatern ist es – frei nach dem Berliner System – auch schon üblich geworden, daß sich eine Bühne bei der anderen einen oder zwei Darsteller für eine Novität borgt. Anerkannte Namen natürlich, damit das Publikum gleich wisse, wie der Charakter der Rolle beschaffen ist, als deren Träger Herr Soundso und Fräulein Dingsda auf dem Zettel steht. Darüber ließe sich manches sagen. Wie zum Beispiel die Schablonisierung der „Fächer“ die Schablone der Stücke beeinflussen, gar nicht zum Guten. Aber der Direktor hat’s bequem, die anderen haben’s bequem – bloß das Publikum, das hat es so bequem, das es sich langweilt.
Direktor Jarno ist mitten im Sommer auf Entdeckungsreise gegangen, als er einen Schwank des neuen ungarischen Autors Lajos Luria vorbereitet. Das Stück heißt „Die Glatze und der Bubikopf“, kennzeichnet also schon im Titel die beiden Hauptrollen – eine junge, muntere Liebhaberin, eine raffinierte Naive, das Mädchen von heute, und ihn, den älteren Komiker, sicher düpiert, der „Krenn“, wie man bei uns sagt, der väterliche Freund zur rechten Hand, während zu des Bubikopfs Linker … Zwei Schauspieler also, die im Juli ein Stück zu tragen haben. Publikum ins Theater bringen. Es drei Akte lang festhalten. Zum Beispiel Fräulein – ?
Den Bubikopf trägt ein neues Gesicht, eine für Wien neue, eine junge Schauspielerin: Fräulein Ida Meixner. Die blonde Dame ist eine Süddeutsche, die in Eger begann, zwei Jahre in Prag bei Kramer war und im letzten Spieljahr am Aussiger Stadttheater von Direktor Huttig in die erste Reihe gestellt wurde. Sie spielte sehr viel und mit sehr großem Erfolg, sie „trug“ bereits Erfolge, zum Beispiel „Die Frau ohne Kuß“. Und da trat plötzlich ein Telegramm in ihr Leben. „Sofort nach Wien kommen.“ Aussig – Wien VII war ein aufgeregter Sprung. Ein Stück, die Rolle, die Probe stand schon bereit. Das ist, in heutigen Zeiten, ein ungewöhnlicher Glücksfall; zum dem freilich Talent gehört.
Komiker sind an sich Glücksfälle. O ja, mein Gott, es gibt deren in jedem Theater, aber meist hat weder der Direktor noch das Publikum mit ihm was zu lachen. Sehen wir uns doch in Wien um – schon geschehen. Der neue Komiker Ulrich Verden ist also direktemang aus Frankfurt am Main geholt. Er hat dort den Gunderloch im „Fröhlichen Weinberg“ gespielt. Das ist schon allerhand. Er hat auch das Format für – sagen wir – humoristische Väter. In dem neuen ungarischen Stück spielt er schlechtweg den Charakterkomiker. Das Milieu ist nämlich: Theater.  Der Bubikopf ist „Schauspielerin für Nebenrollen“. Der Komiker ist ihr Kollege, aber auch ihr Freund. Aber auch der Intendant ist so etwas ähnliches. Und der Hausdichter des Theaters ebenfalls mit von der Partie.
Gibt’s in der Liebe für einen Bubikopf Nebenrollen? Die spielt immer der Mann: oder mehrere. Bis der Krug bricht. Es ist durchaus kein Tränenkrüglein, um das es sich bei dem neuen Stück des neuen Ungarn mit den neuen Darstellern dreht.
– ll –

Theater in der Lützowstraße Berlin
Erschienen in: Deutsche allgemeine Zeitung vom 23.05.1928, S. 2

„Bubikopf und Glatz“. So zukräftig wie der Titel des Lustspiels von Lajos Luria, das im Theater in der Lützowstraße zur Aufführung kam, ist leider kein Wort, kein Witz in diesem Lustspiel. Dabei ist die Idee nicht unwitzig: ein Komiker, der auf der Bühne niemals die Rolle von Trotteln übernimmt, spielt sie unfreiweillig im Leben. Aber schließlich bringt man es ihm doch bei, daß er Hörner trägt. Und nun versucht er, seine Freundin der Untreue zu überführen mit lauter Mitteln, die er aus seinem Komikerfach heraus beherrscht, mit Schauspielerkniffen und Theatermätzchen, was ihm nach vielen Vergeblichkeiten auch gelingt. Das könnte einen ganz netten Schwank geben, aber Lajos Luria hat seine kleine Idee mit so viel billigen und abgegriffenen Mitteln zur Ausführung gebracht, daß die Darsteller es wirklich schwer haben, die Lachmuskeln der Zuhörer in Bewegung zu setzen. Wenn es also gestern dem Herren-Trio (Karl) Elzer, (Jack) Mylong-Münz, (Horst) Bergner mit der Henne im Korbe – Maria West – zusammen gelang, das Publikum zu großen Beifall hinzureißen, so ist das keine geringe Leistung.
F. H. L.

Albert-Theater Dresden
Erschienen in: Sächsische Volkszeitung vom 20.10.1926, S. 4

Albert-Theater. Das Asta-Nielsen-Gastspiel wurde plötzlich abgebrochen. Als Einschiebsel: „Die Glatze und der Bubikopf“, ein Lustspiel des bis date unbekannten Ungarn Lajos Luria. Also vermutlich Paprika? Kein Gedanke! Der Einfall ist sogar ganz drollig. Theater des Lebens: Der Komiker beargwöhnt seine Braut. Noch ist es Zeit, zu brechen, wenn er sie überführen kann, daß sie heimlich einen Freund abküßt. Die Komödie muß herhalten. Er spielt bald ihr, bald dem Freund, endlich allen beiden solche Komödien vor. Lang dauert’s, aber endlich geht man ihm auf den Leim. Und mit lustigem Abgang, den der Intendant macht, zerbricht der faule Zauber. Beinahe ist etwas von der echten Komödie in diesem Schwank, der, so toll er sich auch bebärdet, doch weit von der erotische Atmosphäre der ungarischen Bühnenstücke entfernt ist. Aber der Dichter will Lachen, das Lächeln genügt ihm nicht. „Die Glatze und der Bubikopf“ ist das neue Lustspiel des Freundes, aus dessen noch nicht recht feststehenden Szenen der Komiker seine Feldzugspläne erfindet. Der Effekt, den das Leben gab, soll auch schließlich der Effekt des neuen Stückes sein. Mit Silvikrin und Dauerwellen oder Herrenschnitt hat also das Stück nichts zu tun.
Gespielt wurde ganz frisch, obwohl Margarethe Hruby den Schalk vermissen ließ und Smelding als Helfer nicht ganz klar gezeichnet war. Defür erfreuten Schönemann in der ihm ausgezeichnet liegenden Paraderolle des Komikers, v. Klinkowström als Freund und Reitz als Intendant um so mehr. Sie pointierten auch den witzigen Dialog vorzüglich.
Zck.

Zur Inszenierung am Flensburger Stadttheater, 1927
Erschienen in: Morgen-Zeitung vom 27.02.1929, S. 10

Der Dramatische Verein e. V. Velbert weist nochmals auf seine am Sonntag, dem 3. März, im Westfälischen Hof (Inh. Ludg. Honnacker) stattfindende Aufführung des dreiaktigen Lustspiels „Die Glatze und der Bubikopf“ empfehlend hin. Die Uraufführung, die vor zwei Jahren am Flensburger Stadttheater stattfand, war ein großer Erfolg. Der Flensburger General-Anzeiger berichtet darüber: „Der Autor Lajos Luria zeigt sich als fabelhafter Routinier. Mit großem Raffinement ist die Lustspiel-Neuheit aufgebaut, mit immer neuen Verwicklungen, vollköstlicher Szenen und frischen Humors. Wenn man dieses Stück mit den meistgespielten Schlagern der letzten Zeit, „Der wahre Jakob“ und „Der Meisterboxer“, vergleicht, dann muß man feststellen, daß es sowohl an Aufbau, wie an Bühnenwirksamkeit und Feinheit des Humors diese Schwankschlager bei weitem überragt. Schon nach den Aktschlüssen raste der Beifall. Das Stück wird sicher noch oft widerholt werden müssen. Sicher wird das wirksame Stück von Flensburg aus auch einen Siegeszug über die deutschen Bühnen antreten.

Westfälischer Hof in Velbert
Erschienen in: Velberter Zeitung Nevigeser Volkszeitung vom 05.03.1929, S. 4

„Die Glatze und der Bubikopf“ von Lajos Luria im Dramatischen Verein Velbert.
vz. Der Dramatische Verein konnte am Sonntagabend (03.03.1929) wieder einen großen Erfolg für sich buchen. Der Verein besitzt heute eine wirklich dankbare und anhängliche Theatergemeinde. Der große Saal des Westfälischen Hofes erwies sich als viel zu klein, viele mußten mit einem Stehplatz vorlieb nehmen, aber auch sehr viele mußten wieder umkehren, weil eben kein Platz mehr im Saale war. Da nun auch noch der Sall des Herrn Honacker bedeutend billiger ist, als die Jubiläumshalle, wird der Dramatische Verein bei dieser Aufführung sicherlich einmal sehr gut abgeschnitten haben.
„Die Glatze und der Bubikopf“, eine wirklich recht lustige Komödie, kein Lustspiel, sondern eine Komödie, denn in diesem Stück wird wirklich Komödie gespielt. Nur fünf Personen stellt uns der Autor auf die Bühne. In seinem Stück läßt er „sein Stück“ noch einmal neu erstehen. Er erklärt uns, weshalb er gerade drei Akte „Die Glatze und der Bubikopf“ nennt, – auf den Titel sollten die Leute hereinfallen, und wenn sich auch mancher etwas anderes unter diesem Stück vorgestellt hat, so ist er doch nicht enttäuscht worden.
Luira stellt uns hier Personen auf die Bühne, so, wie es wohl eben heute verlangt wird. Keine Nebenrollen, sämtliche Personen stehen in der Handlung drin – bin zum Fallen des Vorhangs nach dem letzten Akt eng mit dieser verknüpft. Trotzdem ein noch ganz junger Doktor und ein wirklich oft sehr bescheiden aussehender Dichter sich uns auf der Bühne vorstellt, geht doch ein frischer impulsierender Puls  durch das ganze Werk.
Wer spielte nun: Fünf Namen standen auf dem Programm: Karrenberg, Lützenkirchen, Gesenberg und Hedwig Stamm, die alte Garde des Dramatischen, dann eine jüngere Kraft: Hermann Niermann. Und wenn heute ein paar kritische Worte gebraucht werden sollen, so sollen sie auch gleich gesagt werden: Hermann Niermann ist noch nicht der Spieler, der sich mit den „Großen“ des Vereins messen kann. Karrenberg, Lützenkirchen und Hedwig Stamm gaben sich wohl alle Mühe, ihren „Theaterschüler“ über gefährliche Klippen hinwegzuhelfen, aber ihm fehlt noch die innere Begabung, sich so ganz in die Rolle hineinzudenken und ihr wahren Charakter zu verleihen, seine Figur war eben noch unfertig.
Hugo Karrenberg (der Mann mit der Glatze), der Komiker eines großen Theaters, war in seiner Rolle, die ihm „auf den Leib geschrieben schien“, sattelfest. Lützendorf spielte den Dichter, unergründlich, etwas scheu und auch etwas feige, also ein richtiger Held der Feder, der im gegebenen Moment feuriger Liebhaber sein konnte. – Nun muß erst Hedwig Stamm (der Bubikopf)  genannt werden. Diese „arme Schauspielerin für nur kleine Nebenrollen“ erwies sich als ganz arges Teufelchen. Ihr Ehrgeiz nach Ruhm sucht Befriedigung, der Mann, den sie für ihre Pläne braucht, ist ihr gleich, sie versteht gut Komödie zu spielen, nun, wie halt vielleicht eben jede Frau – – vom Theater.
Rudolf Gesenberg, der Herr Intendant, kam erst im dritten Akt. Er würfelte noch einmal alles recht durcheinander und es sah wirklich noch nicht nach Schluß aus. Der Herr Intendant wirkte aufklärend, er riß unseren armen Komiker die Binde von den Augen, unser Dichterlein wurde entlarvt – unsere arme kleine Schauspilerin mußte – gehen. Der Komiker aber hatte einen blendenden Schluß für das neue Werk des Dichterfreundes gefunden – mit Effekt! –
„Klatsch!“ dann saß die Hand des Bubikopfs für einen Moment laut schallend auf der Glatze.
“ R. “

Lippisches Landestheater Detmold
„Die Glatze und der Bubikopf“ Lustspiel in 3 Akten von Lajos Luria
Erschienen in:  Volksblatt, Lippische Zeitung Detmold vom 22.06.1929, S. 3

Obiges Lustspiel gelangte gestern abend auf unserer Bühne zur Aufführung. In diesem Stück werden in sehr humorvoller Art die Licht- und Schattenseiten des Theaters gekennzeichnet. Es handelt sich um „eine Schauspielerin für Nebenrollen“, die natürlicherweise den Ehrgeiz besitzt, auch mal in einer größeren Rolle herausgestellt zu werden.  Der Dichter, den einmal zarte Band an die junge Schauspielerin geknüpft haben, will aus alter Anhänglichkeit eine Bombenrolle für die Dame schreiben.
Dem jetzigen Verlobten, dem Komiker, gefällt die Liebesszene nicht. Er findet sie fade und temperamentlos und will durchaus eine andere Wirkung erzielen. Das Schicksal kommt ihm hierbei zur Hilfe in Gestalt des „Theater-Intendanten“, der aus eigenen trüben Erfahrungen ihn vor der Ehe warnt und ihm auch sagt, daß seine Verlobte schon vorher zu dem „Dichter“ Beziehungen gehabt hat. Der „Komiker“ erzwingt mit vorhaltenem Revolver ein Geständnis von den beiden und tut die harmlose Frage, ob dieser Schluß nicht wirkungsvoller sei als der vom Dichter gedachte, und stellt den effektvollen Schluß wie auch seine Verlobte zur Verfügung des Dichters. Das ist in kurzen Worten der Inhalt des sonderbar titulierten Lustspiels, das wirklich verdient, vor einem besser besuchten Hause gespielt zu werden.
Die gute Darstellung brachte den wirklich humorvollen Einschlag des Stückes zur vollsten Geltung.
Margarethe Boelling-Krückeberg, die uns allen von der früheren Tätigkeit und den vielen Gastspielen an unserem Theater bekannt ist,erfreute auch dieses mal wieder in der einzigen weiblichen Rolle der jungen Schauspielerin durch ihren Charme und ihr lebendiges Spiel in höchstem Maße.
Kurt Bertschee, „das Schwergewicht unserer Bühne“, ist eigentlich nicht am rechten Platze in der etwas seichten Rolle des „Komikers“. Trotzdem fand er sich sehr geschickt mit der Auffassung der Rolle ab, wenn er sich auch ab und zu durch sein Temperament hinreißen ließ, mit zuviel Verve zu arbeiten, wo eine spielerische Leichtigkeit angebracht gewesen wäre.
Alfons Eckwert als „Dichter“ konnte uns in darstellerischer Hinsicht vollauf befriedigen, auch figürlich war er für diese Rolle wie geschaffen.
Sehr gut war Horst Bredensteiner als „Intendant“ . Vor allen Dingen wirkt es immer wohltuend auf uns, daß ihn in keiner Situation seine kultivierte Aussprache verläßt.
Georg Born als „Theaterschüler“ war mit Erfolg an der guten Wiedergabe des Stückes beteiligt.
-ut.

 

Stadttheater Paderborn
„Die Glatze und der Bubikopf“ Lustspiel in drei Akten von Lajos Luria
Erschienen in: Paderborner Anzeiger vom 10.01.1930, S. 3

Fast möchte amn glauben, der Verfasser habe mit diesem Bühnenwerke eine Anlehnung oder Anregung in dem bekannten Vorspiele aus dem Theater womit Goethe seine Faust-Tragödie einleitet. Die Aehnlichkeit, so scheint uns, liegt sehr nahe. Hier wie da, dieselben Personen: Der Dichter – Die lustige Person (Der Komiker) – Der Theaterdirektor (Der Herr Intendant). Hier wie da auch derselbe Inhalt, das Theater nämlich, wenn auch bei Lajos Luria in einem kleinen Ausschnitte nur, der allerdings sprachlich und inhaltlich verzweifelt wenig gemein hat mit dem Goethischen Meisterwerke.
Die Bezeichnung des Stückes „Die Glatze und der Bubikopf“ klingt bei näherem Besehen etwas geheimnisvoll und hat wahrscheinlich nur eine symbolische Bedeutung, indem der männliche Hauptpartner ein ausgesprochener Platekopp, der weibliche dagegen einen Bubikopf allerneuester Frisur ist.  Möglich, daß der Verfasser in dieser Aeußerlichkeit die Charaktergegensätze der beiden hervorheben will. Und wahrlich: An belustigenden Gegensätzen, Widersprüchen, Verwicklungen und komischen Szenen, die zumeist recht bühnenwirksam miteinander verbunden sind, findet sich in dem Stücke, in einer kaum zu überbietenden Menge. Nur schade, daß der allergrößte Teil der Zuschauer nicht zu erkennen vermochte, was in diesem Lustspiel eigentlich Ernst oder Scherz, Komödie oder Tragödie war. Jedenfalls kann dieses Lustspiel auf keinen besonderen literarischen Wert Anspruch machen.
Als Trägerin der einzigen weiblichen Rolle konnten wir zu unserer Freude einmal wieder Frau Boelling-Kückeberg begrüßen, die als früheres Mitglied unserer Bühne hier noch in freundlicher Erinnerung steht. Obwohl sie nun schon seit Jahren des häuslichen Herdes waltet und der Bühne entrückt ist, hat sie nicht die geringste ihrer künstlerischen Fähigkeiten eingebüßt, die wir von jeher an ihr bewundern durften. Ihre Stärke lag immer in exzentrischen und extravaganten Rollen und so konnte sie auch gestern abend wieder – das merkte man auf Schritt und Tritt – aus dem vollen schöpfen. Frau Boelling-Kückeberg fand in Kurt Bertschee, mit dem sie gemeinsam schon manchen wackeren Erfolg errungen hat, einen ausgezeichneten Partner. Sein Spiel zeichnete sich aus durch die mannigfachsten Schattierungen und Kontraste, die indes nicht immer erkennen ließen, ob sie das wirklich Spiegelbild seiner Ueberzeugung und Stimmung waren. Peter Born fand als Theaterschüler nicht die ausreichende Gelegenheit seine trockene Komik anzubringen, mit der er sich schon lange die Freundschaft des Publikums erworben hat. Gleichwohl hatte er seine Rolle fest in der Hand und wußte sie sicher durchzuführen. Eine ausgezeichnete Figur machte Horst Bredensteiner als der Herrn Intendant. Es ist wirklich zu bedauern, daß dieser befähigte Künstler, den wir für den besten Sprecher des Theaters halten, nur selten in größeren Partien verwendet wird. Heinz Klinck bot als Dichter durchaus befriedigendes. Was er uns gestern abend zeigte, war fraglos ein erheblicher Fortschritt gegen früher.
Die Zuschauer erfreuten sich sichtlich an dem flotten Spiel, das durch Humor und Komik ersetzen mußte, was ihm an Inhalt und Wert mangelte.

Schloßpark-Theater Berlin-Steglitz
Erschienen in: Deutsche allgemeine Zeitung vom 10.09.1930, S. 2

„Eine Glatze und der Bubikopf“ im Schloßtheater Steglitz, Lustspiel von Lajos Luria. Das Schauspieler-Ehe-Problem, mit der Prophezeihung, daß man erst mit der dritten Ehe endgülitg genug hat, ist der lustige Stoff dieses Abends. Ein luftiger, durchsichtiger Sommerstoff. Immerhin recht unterhaltsam in guter Rollenbesetzung. Interessiert es doch immer das Publikum, die Halbgötter von Kothurn, die Schauspieler, „im Leben“ beobachten zu können. Das Privatleben der „Leute vom Bau“. Die kleine Choristin betrügt den großen Komiker mit dem Dichter. Jede heikle Situation, in der sie überrascht werden, wird als „Probe“ ausgelegt. Zuletzt weiß keiner mehr zu unterscheiden zwischen Theater und Wahrheit. Flott geht das Spiel unter Erich Biegels Regie. Er selbst in der Hauptrolle, zusammen mit Maximilian Groß, Max Schmack und Editha Radolf, die die Maniriertheit der kleinen Schauspielerin gut trifft.
-uss.

Skala-Operettentheater Bochum
Erschienen in: Bochumer Anzeiger vom 02.09.1931, S. 4

Rolf Enger stellt sich und seinem Ensemble kein schlechtes Zeugnis aus, wenn er ein gehaltevolles und in gewissem Sinne gediegenes Werkchen wie Lajos Luiras Lustspiel „Die Glatze und der Bubikopf“  auf den Spielplan setzt. Es mag immerhin eine Portion Mut datzu gehören, nach einem tollen Lachschlager mit einer Komödie aufzuwarten, die nur sehr wenig noch mit der grob gefügten und derben Schwankliteratur gemeinsam hat. Schon der Dialog ist viel gepflegter und sorgfältiger, hat seinen pointierten Wortwitz und flüssig geformte Bosheiten. Und der Inhalt nähert sich eher noch dem Stoff einer gut erdachten Tragikomödie als dem üblichen Possenschema, das man in unzähligen Abwandlungen vorgesetzt bekommt. Man freut sich dieser vornehmeren Haltung des Stückes, weil man auf der Lustspielbühne ebenso gern einer mit feinen Mitteln arbeitenden und wirklich witzigen Komödie begegnet als dem an den Haaren herbeigezogenen Unsinn. Das spürt man am Publikum. Es ist für diese Art keineswegs ein geringeres Interesse vorhanden, man amüsiert sich ebenso sehr und vielleicht noch mehr, folgt auch mit unbedingtem Interesse, weil die Entwicklung des Stückes eine nicht geringe Spannung verbreitet und Situationen schafft, die an eigentlicher Bühnenwirkung  der drolligsten Verwechslungskomik um nichts nachsteht.
Gespielt wird die Komödie von dem Ensemble durchaus stilgerecht. Man verzichtet auf jede grobe Wirkung und allen billigen Effekt, bemüht sich stattdessen um ein lückenloses, beschwingtes Spiel, um Unaufdringlichkeit und natürlich lebendiges Tempo. Rolf Enger gibt in der führenden Rolle des Ehemannes und Komodianten den rechten Ton für die Darstellung an und bietet eine klug ausgewogene, sehr beachtliche Leistung. Seine Gegenspielerin Anni Schönwerk weiß der Vielseitigkeit der einzigen weiblichen Rolle in überzeugender Wandlungsfähigkeit gerecht zu werden, hat Frische und die notwendige Routine der Darstellung. Die weiteren Partien sind mit Egon Oellrich, Heinz Sauermann und Kurt Weiß ansprechend besetzt.  Das Publikum zeigte sich sehr dankbar für den für den witzig unterhaltenden Abend.

Skala-Operettentheater Bochum
Erschienen in: Bochumer Anzeiger vom 03.09.1931, S. 11

Mit der Auswahl des zeitgemäßen Schwankes „Die Glatze und der Bubikopf“ hat die Direktion einen guten Griff getan. Der Erfolg ist sehr groß, Das Publikum unterhält sich köstlich. Das Ensemble mit dem beliebten Komiker Rolf Enger spielt bis einschließlich Sonntag.