dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Rolandbühne Wien
Erschienen in: Der Tag vom 05.12.1923, S. 6

„Hausse“ von Rudolf Lothar und Hans Bachwitz.
Dieses Börse- und Filmspiel ist Made in Deutsch-Germany. Bißchen Kino, das kurzweilig, viel Jargonschwank, in dem auch mit den Händen geredet wird. Über der Börs‘, Mexiko-Gold-Aktien, in schrecklich komischen Reimen, mit allen Unmanieren neuer Reicher, von Geburtswehen und nochmals von Geld, Geld, Geld.
Die ältesten jüdischen Witze – ergibt sich – sind auch in Berlin bekannt.
Berliner Prominente umringten den Landfremden Sigi Hofer. Er tut, als ob er zu Hause wäre, was in der Praterstraße gerade der richtige Stil. Unter diesen Linden sollten sich aber eigentlich Ida Wüst, Gustav Charlé, Johannes Riemann und Albert Paulig nicht grüßen lassen. Doch es machte ihnen anscheinend am meisten Spaß. In ihrer Mitte, die durch die Mitwirkung eines Fräulein Frank gewaltig an Umfang gewann, kassierte Herr Rudolf Lothar die Ehre des Abends persönlich ein.
F. H.

Komödienhaus Berlin
Erschienen in: Deutsche allgemeine Zeitung vom 13.12.1923, S. 2

Zum ersten Male „Mexiko-Gold“ im Komödienhaus von Rudolf Lothar und Hans Bachwitz. Dieser Titel bedeutet nicht eine Zigarette, sondern ein Börsenpapier, an dem ein junger Mann namens Paul sein Vermögen verliert, während ein älterer namens Marx es gewinnt. Der jüngere hat eine Freundin, Schauspielerin, die Ly heißt – darunter machen es die Verfasser nicht. Aus diesen drei Personen unter Assistenz einer vierten namens Mosch ist dieser Schwank aufgebaut, der im wesentlichen von dem altbeliebten Gegensatz von Reichtum und schlechten Manieren ausgeht. Der junge Mann gerät nachts zufällig mit dem älteren zusammen. Er beabsichtigt eigentlich Flucht aus der Welt, teils wegen Ly, teils wegen Mexiko-Gold; vorher wird er für 24 Stunden Kammerdiener, bei dem älteren, der mit dem Messer ißt und überhaupt noch sehr östliche Angewohnheiten hat. Gearde an dem Tag, an dem Ly sich bei Herrn Marx, ob man wirklich an Mexiko-Gold sein Vermögen verlieren kann. So daß Paul als Kammerdiener sie und den anderen bedienen muß. Es ist alles sehr unwesentlich, sobald die Erotik kommt, wie immer bei Herrn Lothar, peinlich und unsympathisch; aber die Autoren haben das Glück, daß Herr (Ferry) Sikla den reich gewordenen Börsenmann macht. Und sehr gut macht. Er redet mit seiner unwahrscheinlichen Saloppheit über die vielen Unmöglichkeiten hinweg – es gibt „Witze“ in diesem Stück, die selbst das Lothar-Publikum gebrochen aufseufzen lassen; er ist beim Essen von einer fast peinlichen Echtheit der Unmanieren; aber daneben gibt es Momente, wo er wirklich sehr komisch ist. Wenn er mit Ly telephoniert – oder im ersten Akt, immer leiser werdend, sich am Kognak betrinkt: das erinnert fast an seine besten Zeiten, da er noch mit Richard Alexander spielte. Sein Gegenspieler, ganz Frack, Herr (Kurt) Vespermann; La Fräulein Dora Schlüter.
In den Pausen wurde das Problem erörtert, ob Herr Bachwitz existiere oder nur ein neues Pseudonym für Herrn Lothar sei. Einige stimmten für Pseudonym, andere wollten ihm „Existenz im Eigensinne“ zugestehen. Noch andere waren der Meinung, daß beides gleich belanglos wäre. – Der Beifall für Herrn Sikla vor allem war sehr freundlich.
F.