dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Operettentheater Leipzig
„Noch sind wir da!“
Erschienen in: Leipziger Tageblatt vom 11.09.1920, S. 2 f.

Auf Taille – es war ein fideler Abend! Und ein hübscher Gedanke, das Gelegenheitsstück von ehem neu zu redigieren auf das Leitmotiv hin der Versöhnung der alten und neuen Operette. In Gestalt der Revue boten H. Bachwitz und R. Gfaller erfreuliche, heitere Unterhaltung, die sehr oft wahr Beifallsstürme hervorrief. Unsinn ward Sinn und das Unmöglichste von allem gewann Körper und Glaubwürdigkeit. Vom ersten Augenblick an wurde der Kontakt hergestellt zwischen Bühne und Publikum, das an diesem Abend mit Freuden seinen Obolus zum Besten der Solo-Pensionskasse der städtischen Theater darbrachte. Jos. Groß hatte die Sache meisterlich einstudiert und äußerst geschmackvoll inszenziert;  als erster Schauplatz diente das olympische Café Merkur, als zweiter Prinz Orlofskys Salon. Hier wie dort sammelte sich die bunteste Gesellschaft, deren Hauptkontingent die Operette selbst stellte. Glänzend war der sein eigenes Ich spielende R. Gfaller, höchst ergötzlich der verjüngte Menelaus-Habit, von scharmanter Frechheit Frieda Rettys Ganymed, entzückend Th. Wiets Sylva Verescu, von verführerischer Gestalt die Kondya Gül M. Scheulens und M. Rößners Helena. Vortreffliche Vertreter fanden die Olympier der Operette (Strauß, Millöcker, Offenbach) in A. Schlageter, H. Beßler und C. Huth. Als weitere Mitglieder der übermütigen Gesellschaft erschienen im harmlosen Verein gemäß dem Alphabet die Tenoristen Badekow, Grave und Wollram, ferner, stets trockenen Humors voll, J. Trautmann, R. Ander, W. Burg, Ch. Volland u. a. Kapellmeister Findeisen belebte musikalisch das Orchester, und Emma Grondona ließ neben anderen den ewig jungen Donauwalzer von ihrer Schar ganz reizend tanzen. Hoffentlich können alle, die sich um das gute Werk so hochverdient gemacht haben, des öfteren zu Recht behaupten – „noch sind wir da!“