dr. jur. Hubert Lang

Hans Bachwitz

Meine Erlebnisse mit den Hippy-Hoppy-Girls

Nur ein armer Schriftsteller, bin ich auf Nebenerwerb angewiesen. Ich fand ihn in dem Detektiv- und Überwachungsbüro „Scharfe Linse“, wo ich gegen ein Tagessold von drei Mark als Vigilant angestellt wurde. Bei auswärtigen Kommissionen sollte ich noch Diäten bekommen. Ich bin an Diät gewöhnt.
Sechzehn Tage lag nichts vor. Am siebzehnten Tage kam mein Chef, der Feldpolizeiwachtmeister a. D. Knallwurz, strich sich den Schnauzbart und sagte, ich möge meine Koffer packen, es ginge nach Köln zu den Hippy-Hoppy-Girls. Dann zeigte er mir die Photographie eines sanft und träumerisch dreinschauenden Herrn mit großen Ohren und einer neckischen Fliege unterm Kinn und meinte, daß sei Herr von Wunsiedel, und er habe ein Verhältnis mit den Hippy-Hoppy-Girls.
„Mit allen sieben?“ fragte ich erblassende, denn ich wußte, daß es sieben gab, weil sie auch einmal bei uns gastiert hatten.
„Nee! Mit einer! Aber wir müssen rauskriegen, mit welcher! Nu sehn sich leider Gottes die Puppen so ähnlich, wie ein französischer Ministerpräsident dem anderen, und das macht die Sache schwierig. Frau von Wunsiedel will sich nämlich scheiden lassen. Wir müssen das Nähere eruieren. Geld spielt keine Rolle!“ Und er gab mir dreißig Mark. Auf meinen schüchternen Einwand, daß ich für einen solchen Betrag unmöglich Eintritt in das Privatleben der Hippy-Hoppy-Girls finden würde, und wie er sagen könne, Geld spiele keine Rolle, entgegnete er, erstens würde ich Geld nachgeschickt bekommen, zweitens spiele wohl für Frau Wunsiedel Geld keine Rolle, aber für ihn – Knallwurz – umso mehr, und drittens könne man bei gewandten Auftreten leicht auch ohne Geld bei Frauen Eindruck machen.
Die Sache reizte mich sehr. Erstens war sie überhaupt interessant, sodann witterte ich Bereicherung meiner schriftstellerischen Beobachtungsbeute durch Einblick in ein mir fremdes Milieu, und drittens bin ich an und für sich verheiratet. Abwechslung schien mir am Platze. Meiner Frau hatte ich gesagt, ich müsse am internationalen Kreuzworträtselraterkongreß teilnehmen. Diskretion ist bekanntlich alles bei indiskreten Nachforschungen.
Die Hippy-Hoppy-Girls traten in einem Varieté, namens „Florida-Künstlerspiele“ auf, und ihr Tric war, daß sie jede Bewegung mit einer Exaktheit ausführten, daß man nicht an sieben beseelte Wesen, sondern an einen Mechanismus glauben mußte, der sieben blonde sehr pikant ausgezogene Damen gleichzeitig antrieb.  Es war sehenswert, wie mit einem Schlag sieben Beine in die Höhe fuhren. Dito Arme. Von weiterem will ich schweigen, denn ich gebe kein Brevier für Lebeleute heraus. Jedenfalls wurde mir durch Augenscheins-Einnahme mit dem Krimstecher klar, wie Frauen beschaffen sein können.
In der Loge, wo ich saß, hatte neben mir ein junger Mann Platz genommen. Er ähnelte durchaus dem Herrn von Wunsiedel, dessen Bild meine Brusttasche zierte. Er sah sanft und träumerisch drein, hatte förmliche Topflappen-Ohren und trug eine degenerierten Ausdruck. Hätte er auch noch die Fliege unterm Kinn gehabt, so wäre die Täuschung vollkommen gewesen. Aber leider: die Fliege fehlte.
Wir kamen ein bißchen ins Gespräch. Ich äußerte meine rückhaltlose Bewunderung der Hippy-Hoppy-Girls. Der Herr klopfte verächtlich eine Zigarette auf seiner Tabatiere aus:
„Bäh“, macht er, „Weiber!“ Dann bot er auch mir eine Zigarette an und fuhr fort: „Schon Tertullian stimmte rückhaltlos für die Abschaffung der Weiber!“
Das war mir neu, aber ich konnte es in der Eile nicht nachprüfen. Wollte aber nicht ungebildet erscheinen und erwiderte drum mit der Miene eines Mannes, der mit Tertullian auf dem Duz-Plattfuß steht: „Worin ihm unter anderem Karl der Dicke beipflichtet!“
Ich hatte die Genugtuung, daß in dem fettig glänzenden Bouillonaugen meines neuen Freundes etwas wie Hochachtung glimmerte. Ersichtlich hatte ich seine Kenntnisse der klassischen Literatur mit Hilfe des dicken Karl geschlagen. Er winkte ab: „Und wenn die beiden erst noch diese Tanzmäuse da gekannt hätten!“ Er machte eine aus Ekel und Verachtung gemischte Kopfbewegung nach der Bühne, wo die Hippy-Hoppy-Girls soeben eine fabelhafte Linksbeugung der Rümpfe veranstalteten, daß sie den Eindruck eines vom Sturm gepeitschten Ährenfeldes machten. Es wirkte verblüffend plastisch, und ich konnte dem herben Urteil des Herrn mit den Schlappohren nicht beipflichten. Auf meine dahinzielende Bemerkung aber fuhr er hoch und sah mich mit einem Giftgas-Blick an.
„Herr!“ zischte er mich an. „Wenn Sie wüßten, was diese Hippy-Hoppy-Damen meiner armen Schwägerin angetan haben!“
Man soll nie sagen, daß es keinen Zufall gäbe. Er existiert vielmehr leibhaftig und führt zu den tollsten Resultaten. Der weiberfeindliche Herr neben mir war der Bruder des von mir zu vigilierenden Herrn von Wunsiedel. Sogar der Zwillingsbruder. Sie ähnelten einander wie ein Operettenlibretto dem anderen, und sie waren auch heute noch nur dadurch zu unterscheiden, daß der eine eine Fliege unterm Kinn hatte, während der andere völlig bartlos war. Außerdem war der mit der Fliege verheiratet und hieß Jonathan, der ohne Fliege aber war Junggeselle und folgte auf den Namen Jasomirgott.
Das alles berichtete mir der unselige Zwilling. „Und was das Schlimmste ist“, schloß er bebend, „mein entarteter Bruder hat sich mit einer von diesen Teufelinnen eingelassen! Wir wissen nur nicht ganz genau, mit welcher. Deshalb bin ich hergekommen, um die Sache zu untersuchen!“
Angesichts dieses Zeichens eines edlen Vertrauens glaubte ich, mein Geheimnis aufknöpfen zu müssen und erzählte dem fieberhaft aufhorchendem Jasomirgott, daß ich als Spezialdelegierter des Detektivbüros „Scharfe Linse“ den gleichen Auftrag auszuführen hätte.
„Welch eine Wendung durch Fügung des Schicksals!“ zitierte Jasomirgott tief ergriffen und drückte mir warm die Hand. „Dann kann unsere Losung nur sein: getrennt marschieren und vereint dreinfahren!“ Er neigte sich vertraulich vor und flüsterte: „Die da, sehen Sie, die mit der Himmelfahrtsnase, die dritte von rechts, die mit dem Goldeckzahn – ich glaube, die ist’s!“
Ich folgte der Richtung und hatte eigentlich gegen den Geschmack Jonathans mit der Fliege nichts einzuwenden. „Die ist aber sehr hübsch!“ wisperte ich, „und sie hat einen treuen Blick!“
„Ha! Treu!“ fauchte Jasomirgott.  „Eine Basiliske ist sie, ich weiß Bescheid! Hören Sie, Sie müssen mir helfen. Passen Sie mal auf, wie wir das Ding drehen: mein Bruder ist natürlich hier.“
„Wo?“ fragte ich und drehte mich um.
„Natürlich nicht hier im Saal! Aber in Köln, und ich bin überzeugt, er wartet nachher auf seine Geliebte. Ich werde ihn also abfangen, während Sie sich an das Mädchen heranmachen und versuchen müssen, es ihm auszuspannen. Wenn mein Bruder von dem Mädel in strengster Quarantäne gehalten wird, wird er es wahrscheinlich bald vergessen – er ist so flatterhaft, der Bube! – und dann ist vielleicht Aussicht, daß ihm meine geprüfte Schwägerin noch einmal verzeiht. Wollen Sie bei diesem edlen Werk helfen?“
„Mit tausend Freuden!“ versprach ich ihm in die Hand, denn das Abenteuer nahm eine Linkswendung, von der ich mir nichts hatte träumen lassen. Ich würde Gelegenheit haben, mit dem entzückenden Girl in Berührung zu kommen, und außerdem tat ich noch ein edles Werk der Nächstenliebe. Da fielen mir meine geringen Barmittel als Wermutstropfen in den Wein. Aber Jasomirgott winkte großzügig mit beiden Händen und meinte: „Sie gestatten natürlich, daß das meine Sorge ist!“ und er drückte mir eine Banknote in die Hand, die meiner Meinung nach für vierzehn Hippy-Hoppy-Girls gereicht haben würde. Ich hatte, wie ich nicht oft genug versichern kann, in diesem Artikel nicht die mindeste Erfahrung.
Jasomirgott von Wunsiedel sagte mir noch, er wohne im Domhotel und erwarte meine Berichte.  Dann diktierte er mir ein paar Zeilen für das Hippy-Hoppy-Girl, daß ich es nach der Vorstellung erwarte und ließ die Nachricht durch einen Diener besorgen, dem er die Adressatin genau beschrieb. Hierauf erhob er sich und Abschied. „Sie begreifen“, murmelte er, „daß mich der Anblick dieser Schlangen angewidert hat. Ich muß meine Nerven schonen. Schon morgen erwarte ich Ihren Bericht. Seien Sie schlau, vorsichtig und diskret! Denn das Weib ist die Wurzel allen Übels – – -„
„Sagt Tertullian!“ bemerkte ich lachend, denn ich kam langsam in eine verfluchte Stimmung.
„Wahrscheinlich!“ erwiderte er ernst, verneigte sich und ging. Seine Ohren glänzten groß und gelb wie indische Punkahs. Auf der Bühne knixten die Hippy-Hoppy-Girls eben unisono als Dank für den frenetischen Beifall des Publikums. Jasomirgott wandte ihnen den Rücken.
Die Sache klappte brillant. Als ich nach der Vorstellung in gehobener Stimmung am Bühneneingang wartete, kam mir eine entzückende, junge Dame in hinreißender Kleidung entgegen und versah die Atmosphäre auf zehn Meter mit dem Duft „Jacqueline, qui rit“. Ich erfuhr natürlich erst später, daß ihr Parfüm so hieß.
„Kommen Sie rasch, kommen Sie schnell!“ zirpte das duftende Mädchen. Der goldene Eckzahn schimmerte im Lichte der Bogenlampe. Sie nahm meinen Arm und lief mit mir zu einem Auto, dessen Chauffeur sie die Adresse eines vornehmen Weinhauses zurief.
Im Auto atmete sie auf und sagte: „Hoffentlich hat uns niemand gesehen! Er ist ja soo eifersüchtig. Haben Sie eine Revolver bei sich?“
„Tag und Nacht!“ prahlte ich, obwohl mir die Sache wegen des Requisits plötzlich unheimlich wurde. Außerdem hatte ich nur die Hausschlüssel bei mir. Doch wollte ich trüben Reflexionen keinen Raum geben und fragte die Schöne, wie sie heiße.
„Merry!“ lispelte sie. Und ich notierte mir den Namen gut im Gedächtnis. Also Merry war es! Gott sei Dank: ich war einen Schritt weiter auf meinen Spuren.
Es hieße der Wahrheit ins Antlitz schlagen, wollte ich verschweigen oder gar leugnen, daß der Abend reizend war. Wir soupierten und tranken Sekt mit Pfirsichen, aßen Vielliebchen und landeten schließlich in einer Bar, wo ich die neuesten Modetänze unter Merrys Führung spielend erlernte. Wir hatten inzwischen das traute „Du“ gewechselt, und ich darf mit Stolz behaupten, daß ich nichts unterließ, um den treulosen Jonathan aus dem Felde zu schlagen. Frau von Wunsiedel wäre mit mir zufrieden gewesen. Ich opferte mit dem Heroismus ernster Pflichterfüllung einen Teil meiner Auffassungen über bürgerliche Wohlanständigkeit.
Schließlich brachte ich Merry nach Hause und verabredete mit ihr für den folgenden Vormittag ein Rendez-vous. Erst zog sie ein Mäulchen über die frühe Stunde, aber es gelang mir, sie mit Hinweisen auf meine unstillbare Sehnsucht zu überzeugen. In Wahrheit wollte ich sie tunlichst keinen Moment unbeaufsichtigt lassen, um Rückfälle an das Herz Jonathans zu verhindern. Eigentlich war meine Handlungsweise dem entzückenden Geschöpf gegenüber geradezu lächerlich. Aber die Pflicht befahl sie mir.
Nachdem wir uns des längeren verabschiedet hatten, eilte ich noch aufs Hauptpostamt und gab an die „Scharfe Linse“ ein telegraphisches Bulletin auf: „Richtige Spur entdeckt!“ Dann überließ ich mich dem sauer und doch süß verdienten Schlummer, und meine Träume waren belebt von den graziösen Gymnastiken der Hippy-Hoppy-Girls, an deren Spitze Merry mit dem Goldzahn winkte.

* * *

Die nächsten Tage verliefen glücklich wie ein komprimierter Honigmond. Ich war fast immer mit der reizenden Merry zusammen, die eigentlich Kätchen Schnittlauch hieß und aus Lottengrün stammte, worüber ich jedoch mit leichter Mühe hinweg kam.  Waren doch die sieben Geburtsstädte des Homer Flecken, die noch nicht einmal mit Lottengrün wetteifern konnten. Und Namen sind gewiß Schall und Rauch. Dagegen hatte ich die Genugtuung, jedwede Zusammenkunftsmöglichkeit zwischen Merry und Jonathan von Wunsiedel durch meine permanente Anwesenheit zu verhüten, und da diese peinliche Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung meines Detektivnebenberufes eigentlich nur erfreuliche Begleiterscheinungen hatte, war ich restlos zufrieden. Herr Jasomirgott von Wunsiedel, dem ich täglich ins Domhotel telephonisch Bericht erstattete, lobte mich sehr und dankte mir im Namen seiner unglücklichen Schwägerin für meine Aufopferung. Er meinte es gelinge ihm langsam, seinen verblendeten Bruder von seiner Leidenschaft zu Merry zu heilen, und wahrscheinlich werde dieser bald in die Arme seiner Gattin zurückkehren.
Soweit war alles in Sahne. Aber ich hatte die Spesen unterschätzt. Bereits am zweiten Tage war mir klar, daß der mir von Jasomirgott gewährte Zuschuß bei weitem nicht reichte, um den phantastischen Wünschen Merrys gerecht zu werden. Nie hätte ich für möglich gehalten, daß eine allgemein wenig bekleidete Dame so viel für Toiletten ausgeben könne. Nie hätte ich geglaubt, daß der doch zur Schlankheit verpflichtende Girl-Beruf die Aufnahme so starker Nahrungsmengen in fester und flüssiger Form zu jeder Tages- und Abendbrotzeit gestatte. Aber diese Studien waren mir sehr interessant, und ich buchte die erheblichen Aufwendungen das Konto der Nächstenliebe zu Gunsten der Frau von Wunsiedel und zu Lasten des Herrn Jasomirgott.
Am dritten Tage bekam ich ein sehr schmeichelhaftes Schreiben von Knallwurz, in dem er mir zu meinen Erfolgen gratulierte und mitteilte, Frau von Wunsiedel habe freiwillig fünfhundert Mark gestiftet. Davon lege er zwanzig Mark für mich bei und ermahnte mich, keine Mühe und Kosten zu scheuen, um meinen Auftrag zur Zufriedenheit der Firma zu Ende zu führen. Worauf ich Herrn Jasomirgott um fünfhundert Mark erfolgreich anpumpte.
Aufgefallen war mir, daß seit gestern ein sehr merkwürdiges Individuum sich auf meine und Merrys Spuren gesetzt hatte. Merry meinte, das sei bestimmt ein Aufpasser im Solde von Jonathan, und ich möchte doch ja immer meinen Revolver mitnehmen, denn man wisse nicht, was passieren könne. Mir war bei dieser Eröffnung nicht gut, aber ich versteckte meine Bedenken hinter einer energischen Miene und warf dem Individuum einen verächtlichen Blick zu, den es höhnisch lächelnd erwiderte. Dann ging ich mit Merry soupieren, und am anderen Morgen war ich blank wie ein frisch geputzter Spiegel. Jasomirgott half mir aus.
Am Abend, als ich wie immer den Darbietungen der Hippy-Hoppy-Girls folgte, merkte ich, daß es statt sieben nur noch sechse gab. Im ersten Moment war mir das nicht so aufgefallen, aber je mehr ich von links nach rechts und von rechts nach links zählte, desto verwirrter wurde ich. Einmal schienen es acht Girls zu sein und dann nur wieder fünf. Bei dem Gleichklang der Bewegungen war es schwer, nachzukommen; man hätte ebenso gut die Karos in einer Pepitahose zählen können. Schließlich verankerte ich meine Zählversuche an dem goldenen Eckzahn Merrys und rechnete von da aus. Es waren nur sechs.
Merry bestätigte die Richtigkeit meiner Buchführung. Jawohl, Polly fehlte. Sie habe plötzlich zu ihrer erkrankten, greisen Großmutter fahren müssen. Wir tranken auf die Gesundheit der Dame eine stille Flasche Roederer. Das ekelhafte Individuum saß in unserer Nähe und trank Brauneberger. Wir gönnten ihm das.
Leider war ich am folgenden Morgen wieder blank. Von Knallwurz war nichts zu erhoffen, er hatte auf ein dringendes Telegramm um Geld nicht mit dem Portemonnaie gezuckt. Ich rief wieder Herrn Jasomirgott im Domhotel an, aber mir wurde zu meinem Schreck eröffnet, daß der Herr heute Nacht abgereist sei. Ob er nichts für mich hinterlassen habe? Jawohl, einen Brief! Ich eilte ins Domhotel und holte den Brief. Sein Inhalt lautete:
„Mein Herr! Meine mit Furcht gemischte Hochachtung vor Ihrem Beruf, hat durch die persönliche Bekanntschaft mit Ihnen eine starke Senkung in die Täler der Heiterkeit erfahren. Wollte ich Sie mit der geistigen Verfassung eines der uns geläufigen zoologischen Wesen vergleichen, so müßte ich wohl schon zu einer Kreuzung zwischen indischen Nashorn und hinterpommerscher Blindschleiche meine Zuflucht nehmen.
Erfahren Sie denn, Sie ahnungsloser Engel, daß Jasomirgott und Jonathan miteinander ebenso identisch sind wie ich und mein Zwilling. Es gibt nur einen von Wunsiedel, der mit einem Mitgliede des Hippy-Hoppy-Girls Beziehungen unterhält und das bin ich. Die ehemalige Fliege unter meinem Kinn habe ich entfernt, als mir gemeldet wurde, daß man Sie zur Beobachtung nach Köln geschickt habe. Es tut mir leid, Sie hätten mich auch mit der Fliege nicht erkannt. Um Sie auf eine falsche Spur zu locken, bezeichnete ich Ihnen Merry als die Attentäterin. In Wahrheit handelte es sich aber um Polly.  Und während Sie mit rührender Gewissenhaftigkeit sich Merry widmeten, war ich absolut unbeobachtet mit Polly zusammen. Heißen Dank für Ihre gütige Unterstützung! Da dieselbe auf die Dauer meine finanziellen Kräfte allzustark in Anspruch nimmt, habe ich vorgezogen, mit Polly das Weite zu suchen. Ich werde immer mit Vergnügen an Sie zurückdenken und wünsche Ihnen dasselbe. Stets Ihr aufrichtig ergebener W.“
Mehr tot als lebendig kehrte ich in mein Hotel zurück. Aber dieser Tag war ein schwarzer! Kaum betrete ich das Vestibül, als eine Dame auf mich losstürzt und mich mit dem Regenschirm bearbeitet. Am Griff erkenne ich schließlich meine Frau. Hinter ihr, mit giftigen Zurufen sie anfeuernd, stand das ekelhafte Individuum und ich erfuhr schließlich, daß es ein wirklicher Detektiv sei, den meine Frau hinter mir hergehetzt hatte, weil sie nicht an meine Teilnahme am Kreuzworträtselraterkongreß geglaubt hatte. Der Brauneberger hatte ihr dann auch treulich berichtet, ich unterhielte eine sehr kostspielige Liaison mit dem Hipp<-Hoppy-Girl Merry, und das Resultat war der überraschende Besuch meiner Frau und ein zerbrochener Regenschirm. Vorher hatte meine Gattin bereits Merry durchgewalkt, und es sollen an jenem Abend nur noch fünf Girls felddienstfähig gewesen sein. Aber ich habe persönlich nicht nachgezählt.
Ich verlor meine Stellung bei der „scharfen Linse“. Herr Knallwurz hat mich wegen Geschäftsschädigung verklagt. Frau von Wunsiedel hat sich dennoch scheiden lassen. Meine Frau leider nicht. Die Rechnung schloß für mich alles in allem mit einem großen Defizit.